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Präsidentenwahl in Paraguay Präsidentenwahl in Paraguay: Armen-Bischof oder konservative Frau?

20.04.2008, 20:22
Der frühere Armen-Bischof Fernando Lugo hat seine Anhänger vor allem bei Erstwählern und Angehörigen der Mittelschicht. (Foto: dpa)
Der frühere Armen-Bischof Fernando Lugo hat seine Anhänger vor allem bei Erstwählern und Angehörigen der Mittelschicht. (Foto: dpa) EFE

Asunción/dpa. - Insgesamt 2,8 Millionen Paraguayer haben am Sonntag einen neuen Präsidenten bestimmt. In dem Agrarstaat mit einer extrem ungleichen Verteilung des Wohlstands standen sich dabei derHoffnungsträger der Opposition, der frühere Armen-Bischof Fernando Lugo, und Blanca Ovelar, die Kandidatin der seit 61 Jahren regierenden Colorado-Partei, gegenüber. Beide äußerten sich bei der Stimmabgabe siegessicher. Alle anderen der insgesamt sieben Kandidaten waren weitgehend chancenlos.

Lugos Anhänger, bei denen es sich vor allem um Erstwähler undMittelschicht-Angehörige aus der Hauptstadt Asunción und denumliegenden Provinzen handelte, hofften vor allem auf ein Ende der wuchernden Korruption der Colorados. «Die sollen sich nicht länger die Taschen füllen», meinte der 21-jährige Felix Miranda. Einentiefgreifenden Wandel der auf Marktwirtschaft und Privateigentumfußenden Wirtschaftsordnung hat Lugo nicht angekündigt.

Ovelar lag zwar in den meisten Umfragen hinter Lugo, dem eineeinfache Mehrheit für einen Sieg reichen würde. Nach Einschätzungnationaler Beobachter könnte die Colorado-Partei diesen Nachteil aberleicht dadurch wettmachen, dass sie in der Lage ist, Wähler zu denWahllokalen zu bringen und die nationale Kontrollgremien beherrscht.

Die Colorados haben nach sechs Jahrzehnten an der Macht, davonmehr als 30 Jahre unter dem deutschstämmigen Diktator AlfredoStroessner, den Staat teilweise schon ersetzt und soziale Leistungenübernommen. Bei den dabei eingesetzten Geldern soll es sich zumindestzum Teil um veruntreute Staatsgelder handeln.

Obwohl Paraguay ein großer Erzeuger von Soja und Rindfleisch ist,deren Weltmarktpreise in den vergangenen Jahren explodiert sind, lebtdie Mehrheit der Menschen in Armut. Unter Amtsinhaber Nicanor DuarteFrutos kam der Geldsegen aus den Agrarexporten nur einer kleinenMinderheit zu Gute.

Während Nachbarländer wie Argentinien und Uruguay sichwirtschaftlich erholen konnten, kehrten deshalb immer mehr Paraguayerder wirtschaftlichen Not in ihrer Heimat den Rücken und wanderten vorallem nach Spanien aus. «In den vergangenen drei Jahren ist die Zahlder Immigranten aus Paraguay in die Höhe geschnellt. Etwa 120 000leben in Spanien, davon nur 20 000 legal», sagte ein spanischerDiplomat der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Neu bestimmt wurden auch 45 Senatoren, 80 Provinzparlamentarier,17 Gouverneure und 400 Gemeinderatsmitglieder sowie Abgeordnete fürden Gemeinsamen Markt des Südens, Mercosur.

Blanca Ovelar, die Kandidatin der seit 61 Jahren regierenden Colorado-Partei, während der Stimmabgabe in Asuncion (Foto: dpa)
Blanca Ovelar, die Kandidatin der seit 61 Jahren regierenden Colorado-Partei, während der Stimmabgabe in Asuncion (Foto: dpa)
EFE