Piraten attackieren italienischen Kreuzfahrer
Nairobi/München/Rom/dpa. - Das italienische Kreuzfahrtschiff «MSC Melody» mit rund 1500 Menschen an Bord ist knapp der Entführung durch Piraten im Indischen Ozean entgangen. Nur der Einsatz bewaffneter Sichheitsleuten verhinderte Schlimmeres.
«Ein kleines Boot mit sechs Männern an Bord näherte sich der Backbordseite und begann zu schießen», schilderte Kapitän Ciro Pinto am Sonntag im britischen Rundfunksender BBC die Vorgänge des Vortags. Die Piraten hätten etwa 200 Schüsse aus ihren Kalaschnikow-Maschinenpistolen abgefeuert. Der Zwischenfall ereignete sich etwa 180 Seemeilen (etwa 330 Kilometer) von Port Victoria auf den Seychellen entfernt.
«Unsere Sicherheitsleute schossen in die Luft», berichtete der Kapitän der «MSC Melody». Als die Piraten versuchten, mit Hilfe einer Leiter an Bord zu klettern, setzten die Sicherheitsleute auch Feuerlöscher ein, um die Seeräuber zu vertreiben. Nach etwa fünf Minuten gaben die Piraten auf. An dem Kreuzfahrtschiff entstand leichter Schaden. Da sich der Angriff auf offener See - rund 1100 Kilometer von der Küste Somalias entfernt - ereignete, sei anzunehmen, dass die mutmaßlich somalischen Piraten Unterstützung von einem sogenannten Mutterschiff bekommen hätten.
Die deutsche Tochter der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft MSC Crociere teilte am Sonntag in München mit, niemand der etwa 1000 Passagiere und 500 Besatzungsmitglieder sei verletzt worden. Unter den Passagieren sind 38 Deutsche. Woher die übrigen Passagiere kommen, konnte die Reedereisprecherin zunächst nicht sagen. «Ja, es sind wohl Schüsse gefallen», sagte die Sprecherin. Zudem fuhr das Schiff Ausweichmanöver und entkam so dem Angriff.
Nach Angaben der Sprecherin wurde nun ein Kriegsschiff der internationalen Marineverbände bereitgestellt, um das Schiff zu eskortieren. Mittlerweile sei die «MSC Melody» planmäßig auf dem Weg nach Akaba in Jordanien. Die Sprecherin betonte, dass die Reederei von dem Angriff völlig überrascht worden sei. «Die Geschäftsführung und die Reederei sind sehr betroffen. Das wird sicher Auswirkungen haben auf die künftige Routenplanung.» Auf die Frage nach der Gefährlichkeit der Route sagte die Sprecherin: «Wir haben keine gefahrenreiche Route gewählt. Wenn es eine riskante Route gewesen wäre, hätten wir sicher schon im Vorfeld entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen.» Es sei der erste Piratenangriff auf ein Kreuzfahrtschiff der Reederei gewesen, fügte sie hinzu.
Italienische Medien hatten berichtet, das Schiff habe 991 Passagiere und 536 Crewmitglieder an Bord. Die 1982 gebaute «MSC Melody» wurde 2001 von der Reederei übernommen und renoviert. Das Schiff fährt unter der Flagge Panamas.
Erst am Samstag war ein Getreidefrachter gekapert worden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte am Sonntag zu dem Fall: «Nach den uns vorliegenden Informationen fuhr das Schiff nicht unter deutscher Flagge, und es war auch kein deutscher Staatsbürger an Bord.» Er dementierte nicht, dass das Schiff einer deutschen Reederei gehören könnte.
Derzeit haben somalische Piraten mehr als 15 Schiffe und mehr als 300 Seeleute in ihrer Gewalt, darunter auch den deutschen Frachter «Hansa Stavanger» mit fünf Deutschen an Bord.
Die Regierung der halbautonomen Region Puntland im Nordosten Somalias startete unterdessen eine Kampagne gegen Piraterie. Der Onlinedienst «Garowe Online» berichtete, bereits am Freitag hätten die Geistlichen in den Moscheen Puntlands während des Freitagsgebetes gegen die Seeräuberei gepredigt und betont, Piraterie sei unvereinbar mit dem Islam.
Jemenitische Sicherheitskräfte töteten am Sonntag bei einem Schusswechsel mit Piraten zwei Männer, drei weitere Seeräuber wurden verletzt. Nach Angaben der Küstenwache hatten die Seeräuber versucht,einen jemenitischen Öltanker in Golf von Aden zu kapern. Zwei Schiffe der Marine seien entsandt worden, um die Küstenwache bei dem Gefecht mit den Piraten zu unterstützen.