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Oskar Lafontaine Oskar Lafontaine: «Durchsetzungs-Typ» und «Glücksfall» für die Linke

16.09.2008, 14:14

Berlin/dpa. - Gysi schilderte den früheren SPD-Chef in der «Leipziger Volkszeitung» als Verteidiger der Ostdeutschen gegen eine «unerträgliche Art der Vergangenheitskritik» und als Frontmann gegen die Politik der Sozialdemokraten. Lafontaine selbst provozierte unterdessen Kritik mit einer Äußerung über Milliarden-Vermögen von Familienunternehmen.

Gysi sagte: «2009 ist die SPD für uns noch nicht koalitionsfähig, auch deshalb nicht, weil sie sich gerade mit Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier dazu entschieden hat, zurück zur Politik von Gerhard Schröder zu ziehen.» Deshalb müsse «der Druck von links auf die SPD noch größer werden und das ist eine Aufgabe, die will Oskar Lafontaine auf jeden Fall erfolgreich zu Ende bringen».

Auch der CSU-Politiker Peter Gauweiler lobte Lafontaine, der neben Lothar Bisky auch Parteichef der Linken ist, in einem Gastbeitrag für die «Bild»-Zeitung: «Zwischenzeitlich gibt wieder niemand anders in Deutschland allem Politischen so viel Bewegung wie Lafontaine.» Er und Gauweiler waren mehrere Jahre Kolumnisten der «Bild». Gauweiler: «Dabei habe ich ihn jedes Mal als wirklich guten Typen erlebt, einer der gegen Worthülsen kämpft und - anders als in der Tagespolitik leider immer selbstverständlicher - nicht das Gegenteil von dem tut, was er zuvor gesagt hat.»

Scharfe Kritik erntete Lafontaine für seine Äußerung, er halte die Anhäufung von Milliarden-Vermögen in Familienunternehmen für verfassungswidrig. Es könne nicht sein, dass einzelne Familienmitglieder ein Milliarden-Vermögen erarbeiteten, sagte er in einer Podiumsdiskussion mit dem Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins «Capital», Klaus Schweinsberg. Wenn Betriebsvermögen über Generationen vor allem von den Arbeitnehmern aufgebaut worden sei, aber allein der Eigentümerfamilie zugutekomme, sei das Enteignung der Arbeitnehmer und somit grundgesetzwidrig, Arbeitnehmer müssten stärker am Betriebsvermögen beteiligt werden. Die Zeitschrift stellte einen Video-Ausschnitt aus der Debatte vom «Capital-Autogipfel» in Berlin auf ihre Internet-Seite.

Der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Patrick Adenauer, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: «Wer ein so gestörtes Verhältnis zu unserer Eigentumsordnung hat, gefährdet den Wohlstand in Deutschland. Denn er stellt all das in Frage, was den Menschen in unserem Land stabiles Wachstum und sichere Arbeitsplätze gebracht hat.» Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach sagte der Berliner Zeitung «B.Z.» (Mittwoch): «Oskar Lafontaine befindet sich in schlechter Enteignungstradition von Sozialisten und Kommunisten, die es immer wieder verstanden haben, Volkswirtschaften zu ruinieren.»

Internet:: Video mit Lafontaine: www.capital.de/politik/100014486.html