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Organisierte Kriminalität in Köln Organisierte Kriminalität in Köln: Polizei am Kölner Hauptbahnhof zum wiederholten Male überfordert

Von Peter Berger 05.01.2016, 16:48

Köln - Dass die Bundespolizei mit der Sicherheitslage im Kölner Hauptbahnhof, der an einem normalen Werktag von rund 280.000 Reisenden genutzt wird, aus Personalmangel offensichtlich überfordert ist, wird offiziell gar nicht bestritten. Die Personaldecke ist äußerst dünn, sagte eine Sprecherin erst kürzlich dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Zudem müssten die Beamten zusätzliche Aufgaben wie die Erstregistrierung von Flüchtlingen übernehmen, die im Hauptbahnhof stranden. Das koste Zeit. Zeit, die für den Streifendienst fehle.

Das bleibt nicht ohne Folgen, wie das Beispiel des freien Fotografen Guido Ohlenbostel zeigt, dem am Tag der Deutschen Einheit, Sonntag, 3. Oktober 2015, die komplette Fotoausrüstung im Wert von 61.000 Euro vermutlich von einer professionellen Diebesbande gestohlen wurde.

„Wenn Sie das schneller haben wollen, müssen Sie zur Landespolizei“

Was ihm nach dem Diebstahl widerfuhr, schildert er so. „Die Täter haben mich wohl ausgespäht, in der Hauptpassage gegenüber des Wurststands. Einer hat mich angerempelt, ich habe instinktiv nach meiner Geldbörse gegriffen. Da war der Trolley mit meiner Ausrüstung auch schon weg. Ich bin sofort zur Bundespolizei gerannt, habe gesagt, tun Sie was. Die müssen noch im Hauptbahnhof sein, das ist vor zwei Minuten passiert.“ Die Antwort sei ernüchternd gewesen. „Jetzt setzen Sie sich erstmal hin. Es sind noch zwei Leute vor Ihnen dran. Ich habe gesagt, dass daran meine Existenz hängt. Die Antwort war: Wenn Sie das schneller haben wollen, müssen Sie zur Landespolizei in die Stolkgasse und dort Anzeige erstatten. Sie haben hier keine Sonderbehandlung.“

Ohlenbostel macht sich auf den Weg. Die Anzeige wird von der Landespolizei aufgenommen. „Von dort aus hat man dann die Bundespolizei gebeten, doch das Videomaterial des Tatzeitraumes zu sichern. Das bringe nichts, war die Antwort. Da ist sowieso nichts zu erkennen. Im Übrigen habe man so viele Diebstähle am Tag, da könne man nicht jedes Mal das Videomaterial sichten.“

Ermittlungen im Sande verlaufen

Der Fotograf hat dann auf eigene Initiative am Montag nach der Tat zumindest mit dem Geschäftsführer des Zeitschriftenladens, vor dem ihn die Täter ausspioniert haben, organisiert, dass wenigstens dieses Videoband sichergestellt wird. „Ich habe später nur ein paar Video-Ausdrucke zu Gesicht bekommen, aber auf dem gesamten Video muss man wohl erkennen können, wie die mich beobachtet haben.“

Am Mittwoch nach dem Überfall will Ohlenbostel eine Liste der gestohlenen Gegenstände samt Seriennummern der Kameras bei der Bundespolizei abgeben. „Die wollten die gar nicht haben, sondern haben mich wieder zur Landespolizei in die Stolkgasse geschickt. Dafür sei der Ermittlungsdienst zuständig.“ Die Ermittlungen sind bisher im Sande verlaufen.