OECD-Studie OECD-Studie: Jeder Zehnte lebt unterhalb der Armutsgrenze

Berlin/dpa. - Unterhalb der Armutsschwellelebten 10,5 bis 11 Prozent der Gesamtbevölkerung. «Deutschland liegthier leicht über dem OECD-Durchschnitt», sagte Michael Förster vomOECD-Direktorat für Beschäftigung, Arbeit und Soziales am Montag inBerlin. Dänemark und Schweden erreichten nur einen Wert von 5Prozent. Deutschland gehöre mit Tschechien, Kanada und Neuseelandauch zu den Ländern, in denen die Kinderarmut am stärksten gewachsensei.
Alleinerziehende und Kinder sind der Studie zufolgeüberdurchschnittlich, Rentner dagegen unterdurchschnittlich von Armutbetroffen. In Bezug auf die Armutsrisiken spiele Erwerbslosigkeiteine große Rolle. Deutschland weise im OECD-Vergleich die höchsteRate an Haushalten ohne erwerbstätige Person auf.
Als von Armut bedroht gelten nach der OECD-Definition Menschen mitweniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens im jeweiligen Land.Dabei wird nicht der Mittelwert aller Einkommen herangezogen, sondernder deutlich niedriger liegende Median, der die gesamte Bevölkerunggenau in der Mitte in zwei gleich große Gruppen teilt.
Im OECD-Durchschnitt liegt das Armutsrisiko in Haushalten, indenen keine Person arbeitet, den Angaben zufolge bei etwa 30 Prozent.Bei einem Einkommen im Haushalt senke es sich auf 12 bis 13 Prozentund bei mehreren auf 3 Prozent. In Deutschland dagegen sei die«Einkommensarmutsrate der Haushalte ohne Erwerbseinkommen bei 40Prozent», erklärte Förster. Bei einem Einkommen sinke es auf 7 bis 8Prozent, bei mehreren auf 1 Prozent.
Im Jahr 2006 hat sich die Einkommensungleichheit in Deutschlandlaut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) weiterverschärft. Ein Jahr später, angeregt durch den konjunkturellenAufschwung, habe sich die Lage wieder verbessert. «Was in absolutenZahlen bedeutet, dass 1,2 Millionen Menschen in Deutschland aufgrundder verbesserten Arbeitsmarktsituation nicht mehr von Armut betroffensind», sagte Markus Grabka vom DIW.
Die konjunkturelle Entwicklung stelle sich seit Mitte 2008 aberwieder deutlich negativer dar. Die Arbeitsmarktstrukturen hätten sichin den vergangenen zehn Jahren mit mehr Leih- und Zeitarbeit sowiegeringfügiger Beschäftigung stark verändert. Diese Beschäftigten«werden jetzt im Rahmen des konjunkturellen Abschwungs relativschnell aus dem Arbeitsmarkt hinauskatapultiert werden. Was unsererEinschätzung nach das Ausmaß an Einkommensarmut für das Jahr 2009wieder steigen lässt», sagte Grabka.