1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Nicaragua: Nicaragua: Honecker half Ortega mit Waffen und ließ ihn belauschen

Nicaragua Nicaragua: Honecker half Ortega mit Waffen und ließ ihn belauschen

Von Gabriela Selser und Franz Smets 20.07.2008, 12:27

Managua/dpa. - Ortega, erneut zum Präsidenten desmittelamerikanischen Landes gewählt, lud sie und anderePersönlichkeiten der revolutionären Vergangenheit zu einer Feierbesonderer Art: Vor 29 Jahren wurde der Diktator Anastasio Somoza

gestürzt und die Sandinisten errangen in Nicaragua die Macht.

Margot Honecker (81) trat zum ersten Mal seit vielen Jahren inErscheinung, seit sie sich nach Chile zurückgezogen hatte. Jetztdurfte sie mit den lateinamerikanischen Anhängern der in Europagescheiterten sozialistischen Ideen in Nicaragua feiern und sich mitdem Orden «Ruben Diario» ehren lassen.

Die Unterstützung der Honeckers für den sozialistischen BruderDaniel Ortega, der Nicaragua auch wegen des Kriegs gegen die von denUSA unterstützten Contra-Rebellen wirtschaftlich an den Rand desAbgrunds führte, war offenbar vielfältig. Im Rahmen des WarschauerPaktes war die DDR seinerzeit vor allem für die Mongolei zuständig,aber wohl auch für das sandinistische Nicaragua. Die Hilfe Honeckerswar «so solidarisch, so besonders und so liebevoll», sagte OrtegasFrau und Sprecherin Rosario Murillo.

Insgesamt war die DDR in den 80er Jahren ein wichtiger Rückhaltfür das Regime Ortega gewesen. Ostberlin unterstütze Nicaraguabereits 1980 bei der Kampagne zur Alphabetisierung und späterschickte es Waffen und militärische Ausrüstung für den Kampf gegendie Contras. Aber auch ganz persönlich half Erich Honecker dem damalsjungen nicaraguanischen Revolutionär Ortega, wo er nur konnte. Sostellte er ihm, wie seinerzeit die sandinistische Zeitung «Barricada»berichtete, auch das Regierungsflugzeug der DDR für Fernreisen nachOsteuropa zur Verfügung, und fast immer besuchte Ortega dann auchOstberlin.

Im September 1986 benutzte Ortega die DDR-Maschine, um an einemGipfeltreffen der Blockfreien in Harare teilzunehmen. Er war damalsfast einen Monat unterwegs, und die Reise mit der Honecker-Maschineführte ihn nach Indien, China, Nordkorea, Kongo, Ghana und BurkinaFaso.

«Honeckers Flugzeug verfügte über alle Annehmlichkeiten. Dazugehörte eine komplette Mannschaft mit Stewardessen undDienstpersonal», sagte ein ehemaliger Mitarbeiter Ortegas, der anonymbleiben will. «Sie behandelten uns wie Könige: Wunderbares Essen,feine Schokolade und Zigarren. Das einzig Schlechte war, dass esüberall in der Kabine versteckte Mikrofone gab.»

Auch heute, in seiner zweiten Amtszeit, kann es sich Ortega nichtleisten, sich eine eigene Maschine zuzulegen. Nach Angaben der Mediender Opposition vermeidet er es aber dennoch, kommerzielle Maschinenzu benutzen und zieht es vor, Flugzeuge zu mieten. Anderseits werdeer nun von alten und neuen Freunden unterstützt, den Ölmagnaten HugoChávez (Venezuela) und Muammar al-Gaddafi (Libyen). Sie stellen ihmgelegentlich auch eines ihrer Flugzeuge zur Verfügung.