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Natur Natur: Kommission beschließt besseren Wal-Schutz

16.06.2003, 06:35
Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) begrüßt zum Auftakt der 55. Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) am Montag (16.06.2003) in Berlin die Tagungsteilnehmer. Vom 16. bis 19. Juni werden sich Walschützer und Walfänger eine weitere Schlacht um das Schicksal der von der Meeressäuger liefern. (Foto: dpa)
Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) begrüßt zum Auftakt der 55. Tagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) am Montag (16.06.2003) in Berlin die Tagungsteilnehmer. Vom 16. bis 19. Juni werden sich Walschützer und Walfänger eine weitere Schlacht um das Schicksal der von der Meeressäuger liefern. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Im Kampf für einen stärkeren Schutz der Wale haben Deutschland und andere Länder in der Internationalen Walfang- Kommission (IWC) einen wichtigen Erfolg erzielt. Nach kontroverser Debatte nahm die IWC am Montag auf ihrer 55. Jahrestagung in Berlin eine Resolution zur Einrichtung eines speziellen Ausschusses für den Schutz der bedrohten Meeressäuger an. Damit wird erstmals der Schutzgedanke ausdrücklich in der seit Jahren zerstrittenen IWC verankert. Für die so genannte «Berliner Initiative» stimmten 25 Mitglieder bei 20 Gegenstimmen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) sprach von einem großen Erfolg. «Damit wird der Walschutz als ein Kernanliegen in der IWC anerkannt und erhält einen eindeutig höheren Stellenwert als bisher.» Die Annahme der Resolution sei ein wichtiger Schritt zur «Modernisierung und damit zur Stärkung der IWC». Auch Umwelt- und Artenschutzorganisationen begrüßten den Beschluss als Schritt in die richtige Richtung. Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt. Beschlüsse der IWC werden seit Jahren wegen der unversöhnlichen Positionen der Walfangbefürworter und -gegner blockiert.

Japan und Norwegen kündigten an, dem neuen Schutz-Komitee nicht beizutreten. Zum Auftakt der Tagung, die erstmals in Deutschland stattfindet, war Japan mit dem Antrag gescheitert, die Schutz- Initiative von der Tagesordnung zu nehmen. Die Umweltorganisation WWF verurteilte die Blockade Japans und Norwegens. Der WWF- Artenschutzexperte Volker Homes bezeichnete die Annahme der Initiative aber dennoch als «Meilenstein für den Walschutz». Die Kommission erkenne jetzt an, dass außer den Großwalen auch die kleinen Walarten geschützt werden müssten. Jetzt werde auch endlich das «größte Problem» des Beifangs angegangen, durch den zehntausende Wale, vor allem kleinere Arten, in den Fischernetzen verenden.

Der Greenpeace-Experte Thilo Maack sagte der dpa: «Die Annahme der Berliner Initiative ist der erste Schritt auf dem langen Weg, aus der Walfang-Kommission eine Schutzkommission zu machen.» Jetzt müssten konkrete Maßnahmen folgen. Künast, die Gastgeberin der Tagung ist, hatte Japan und Norwegen zu Beginn der Sitzung aufgefordert, sich in Richtung Walschutz zu bewegen. «Die beste Art, Wale zu nutzen, ist nicht die Harpune, sondern die Fotokamera», sagte sie.

Die Berliner Initiative sei ein Hauptanliegen der IWC-Tagung, sagte Künast. Der neue Ausschuss zum Schutz der Wale soll Walbeobachtung und Umweltgefahren für die bedrohten Meeressäuger behandeln. In den vergangenen Jahren standen Fangquoten für Großwale im Mittelpunkt der IWC-Verhandlungen.

Während der viertägigen IWC-Sitzung soll auch eine Resolution gegen den umstrittenen wissenschaftlichen Walfang eingebracht werden, den Japan betreibt und mit dem auch Island beginnen will. «Wir haben dafür kein Verständnis», sagte Künast. Um herauszufinden, wie Wale sich ernähren, müssten die Tiere nicht in so großer Zahl getötet werden. Artenschutzorganisationen warfen Island, das 500 Wale innerhalb von zwei Jahren angeblich zu Forschungszwecken fangen will, ein «Täuschungsmanöver» vor.

Künast forderte Japan auf, sich im Interesse des Walschutzes von «lieb gewordenen Traditionen» zu verabschieden. Walfleisch gilt in Japan als Delikatesse und wird dort zu hohen Preisen verkauft. Außerdem setzt sich Deutschland zusammen mit anderen Ländern für zwei neue Walschutzgebiete im Südatlantik und Südpazifik ein und will eine Initiative gegen den Beifang in Fischernetzen ergreifen. Allein an Deutschlands Nordseeküste verenden laut Künast jedes Jahr rund 7500 Schweinswale (Kleine Tümmler) in den Fischernetzen.

Das Archivbild von 1993 zeigt einen harpuniertern Wal an Bord eines japanischen Walfangschiffes vor der Antarktis. (Foto: dpa)
Das Archivbild von 1993 zeigt einen harpuniertern Wal an Bord eines japanischen Walfangschiffes vor der Antarktis. (Foto: dpa)
dpa
Bedrohte Welt der Wale (Grafik: dpa)
Bedrohte Welt der Wale (Grafik: dpa)
dpa