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MLPD MLPD: Der Millionenspender von der Zeche

Von Marie Mallinckrodt 28.07.2006, 19:38

Moers. - Sonnengebräunt und mit strahlendem Lächeln sitzt Michael May auf dem Marktplatz in Moers. So wie er da seinen Kaffee schlürft, spürt man: Der Mann ist zufrieden. Ob ihn seine Großzügigkeit so glücklich macht? Der 57-jährige Bergmann und Frührentner hat den Großteils seines Erbes, schlappe 2,5 Millionen Euro, an die marxistisch-leninistische Partei Deutschlands (MLPD), eine linke Splitterpartei, gespendet. Nein, sagt er, "ich bin per se ein happy Typ". Deutschlands größter Partei-Spender ist spendabler als BMW und Deutsche Bank zusammen.

Warum hat er sich nicht lieber ein Ferienhaus am Strand gekauft? "Moers ist doch ein hübscher Ferienort." Er sei schon immer recht zufrieden gewesen, auch ohne das große Geld. May fährt einen alten Skoda, mag keinen Sport und liebt sein Ruhrgebiet. Nur einen kleinen Teil des Erbes investierte er in die Altersabsicherung. Für sich, Freundin und Tochter.

Die MLPD werde das Richtige mit seinem Geld machen. Sie helfe den

Arbeitern, für ihre Rechte zu kämpfen. May fühlt sich den Kollegen von der Zeche noch immer verbunden. "Es waren irre schöne Jahre, trotz und vielleicht gerade wegen unseres Kampfes." Vor 25 Jahren

fing er als Ingenieur auf der Zeche Niederberg an, erlebte mehrere Schließungen. Schuld sei die Profitgier der Bergbau-Bosse: "Wenn die Global Player werden wollen, lassen sie uns fallen wie heiße Kartoffeln." Er sei für einen echten Sozialismus. "Die Kontrolle muss von unten organisiert werden. Nicht wie in der DDR." May ist überzeugt, noch eine internationale Arbeiterrevolution mitzuerleben. Für 2008 hat er mit seiner Wählergemeinschaft ein Seminar organisiert, will Bergleute auf einen internationalen Streik vorbereiten. Seine Zukunftsvision: Die Regierung tritt zugunsten von Arbeiterräten zurück, Angela Merkel muss in einer Textilfabrik arbeiten.

Auf einmal bricht sein Redefluss ab: "Vielleicht hätte ich mich ohne mein Bergmann-Dasein ganz anders entwickelt." Aufgewachsen ist er in einem gut verdienenden Elternhaus. Sein Vater war Architekt. Im Winter ging es in den Skiurlaub. Heute lebt May mit Freundin in einer Doppelhaushälfte, für 550 Euro Miete. Seine Frühpension beträgt 1 900 Euro. Die Einrichtung ist bescheiden: ein alter Fernseher, ein paar Gemälde-Poster, der Biedermeier-Schrank der Mutter. Couch und Vorhänge sind gelb-orange. "Es sieht so fröhlich aus wie in meinem Innenleben." Hat er einen großen Lebenstraum? "Ich träume davon, so zu leben, wie ich jetzt lebe."