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Ministerin Schavan Ministerin Schavan:

06.02.2013, 12:20
Von Südafrika aus kündigte Annette Schavan an, gegen die Entscheidung der Universität Düsseldorf klagen zu wollen. (FOTO: DPA)
Von Südafrika aus kündigte Annette Schavan an, gegen die Entscheidung der Universität Düsseldorf klagen zu wollen. (FOTO: DPA) dpa

Halle (Saale)/MZ/wschl. - „Die damals prüfende Kommission hat versagt.“ „Großes Kompliment an die Uni in Düsseldorf.“ „Wie beim Lügenbaron zu Guttenberg.“ „Man fragt sich: Wem ist diese Frau unbequem?“ Das sind vier Zitate aus vielen Leserkommentaren zur Aberkennung des Doktor-Titels von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Dabei geht es auch um Moral und Gewissen von Politikern.

Die Universität Düsseldorf hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Ministerin Schavan der Doktortitel entzogen werde. Schavan kündigte sogleich an, gegen diese Entscheidung der Universität klagen zu wollen. Der Titel ihrer 351 Seiten starken Doktorarbeit von 1980 lautet übrigens: „Person und Gewissen: Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung.“ Kommentar von Leser Hups: „Man beachte auch das Thema dieser Doktorarbeit.“

Schavan jetzt den Titel abzuerkennen zeige, „dass die damals prüfende Kommission versagt hat, denn ansonsten wäre Frau Schavan nie der Doktorgrad verliehen worden. Es ist einfach, sie jetzt an den Pranger zu stellen, aber hier hat meiner Meinung nach ganz eindeutig die Universität und die Prüfungskommission versagt!“, meint Leser Valens und verweist darauf, „dass die wissenschaftlichen Standards vor 33 Jahren ganz andere waren, als heute!“

Die nachsichtigen Kommentare sind allerdings in der Minderheit: „Genau derselbe Werdegang wie bei dem Lügenbaron zu Guttenberg: erstmal alles kategorisch ausschließen, dann waren es Flüchtigkeitsfehler, und später irgendwann rumsaften von "Überarbeitung und Druck - pfui Deivel…!“, schreibt Leser snaz83. Er stellt die Frage: „Warum muss ein Hartz4- Bezieher Abzüge hinnehmen, wenn er sich mal nicht korrekt verhält, aber solche Leute können ihre ganzen Einkommen und Diäten, die sie auf Grund eines falschen Doktortitels erhalten haben, behalten?“ Ähnliches fragt sich auch Leser Hallman: „Muss Frau Schavan jetzt die ganzen zu Unrecht erhaltenen Löhne, Honorare etc. zurück zahlen? So wie nicht so wichtige Menschen, Hartz4er etc..“

Leser Tugrisu lobt die Hochschule: „Ganz großes Kompliment an die Uni in Düsseldorf, die sich dem politischem Druck … nicht gebeugt hat.“ In der Wissenschaft finde man in Deutschland „die letzte Bastion einer funktionierenden Zivil-Gesellschaft“, so Tugrisu weiter, nachdem die Medien ihre Wächter-Rolle abgelegt hätten „und Teil des dreckigen Spiels geworden“ seien.

Dass es sich hier um Betrug handele, steht für Leser Heisterkamp außer Frage. „Interessant ist jedoch, dass sich heutzutage Leute ernsthaft mit 33 Jahre alten Doktorarbeiten beschäftigen. Da fragt man sich: Wem ist diese Frau unbequem bzw. im Wege?“

Leser tidusor sieht das ganz anders und schreibt: „Dass nicht alles Gold ist was hier in Deutschland glänzt ist ja bekannt, aber ich kann es schon nicht mehr hören, dass Frau Merkel alles alleine in Deutschland macht und für alles allein verantwortlich ist, wenn es jemandem schlecht geht. Also ich weiß, dass ich eben in keiner Diktatur lebe.“

Auch auf der Facebook-Seite von mz-web.de wird über den Fall Schavan diskutiert. Dass der Ministerin der Doktor-Titel aberkannt wird, befürwortet eine Mehrheit. „Wenn ich in der Prüfung oder bei meiner Facharbeiterarbeit abgeschrieben hätte, wäre alles aus gewesen, das heißt: keinen Facharbeiterabschluss“, schreibt Jutta Deubel. „Wenn Sie tatsächlich das geistige Eigentum eines Anderen verwendet hat, ist das nur rechtens. Jeder Schüler weiß, wenn er betrügt, wird er bestraft!“, meint Heike Beck. Paddy Peschke schrieb: „Als Bildungsministerin soll sie sich schämen. Studenten und Schülern wird beigebracht, immer unter Angabe von sauberen Quellennachweisen zu arbeiten. Warum bitte können das Politiker nicht? Pfui!“

Jürgen Heine findet es schlimm, dass man fast nur bei Politikern, die im Rampenlicht stehen, nach Plagiaten sucht. „Bei einem normalen Menschen, der einen Doktortitel hat, wird man nie suchen. Mal sehen wie viele Doktoren dann noch ihren Titel verlieren würden…“ Auch Heine spekuliert darüber, dass die Enthüllungen vom politischen Gegner inszeniert seien.

Haiko Haun spricht sogar von „Hexenjagd“ und ergänzt: „Langsam wird das lächerlich, dass hinter jeder öffentlichen Person hergehechelt wird. Würde man mal alle Arbeiten prüfen, also auch die von unbekannten Personen, käme sicher interessantes ans Licht.“