1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Michel Friedman: Michel Friedman: Justiz will positive Haarprobe nicht bestätigen

Michel Friedman Michel Friedman: Justiz will positive Haarprobe nicht bestätigen

23.06.2003, 13:36
Gegen Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland und Fernsehmoderator, wird wegen Drogenbesitzes ermittelt. (Foto: dpa)
Gegen Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland und Fernsehmoderator, wird wegen Drogenbesitzes ermittelt. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Der Fernsehmoderator Michel Friedman hat nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung im vergangenen halben Jahr zumindest gelegentlich Kokain konsumiert. Dies gehe aus der Analyse einer Haarprobe hervor, die Friedman abgegeben hatte, schrieb das Blatt am Montag unter Berufung auf hessische Justizkreise. Zugleich will die Berliner Staatsanwaltschaft anderen Medienberichten zufolge im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen einen ukrainischen Zuhälterring Telefonanschlüsse des Bundestages überprüfen. Die Staatsanwaltschaft wollte sich am Montag weiterhin nicht zu den Ermittlungen äußern.

  Laut «Bild»-Zeitung weist die Haarprobe Friedmans Spuren von Kokain auf. Der Grad des Konsums werde in dem vierseitigen Gutachten als «mäßig/gelegentlich» eingestuft. Die Gutachter gingen auf Grund ihrer Ergebnisse davon aus, dass Friedman länger als sechs Monate Kokain genommen habe. Im Justizministerium in Wiesbaden hieß es am Montag auf dpa-Anfrage, über die Haarprobe sei nichts bekannt. Friedman moderiert eine Talkshow in der ARD und ist außerdem Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie CDU- Politiker. Die Fernsehmoderationen des Rechtsanwalts ruhen derzeit.

   Ob der Kokain-Nachweis, sofern er sich bestätigt, zu rechtlichen Konsequenzen führen würde, ist offen. Beim Besitz geringer Mengen von Drogen zum Eigengebrauch kann das Verfahren eingestellt werden. Nach Beschwerden von Friedmans Anwalt hatte die Berliner Justiz vergangene Woche eine Informationssperre verhängt.

   Friedman war bei Ermittlungen in einem Verfahren wegen Frauenhandels zufällig ins Visier der Fahnder und unter Drogenverdacht geraten. Laut «Frankfurter Rundschau» (Montag) will die Staatsanwaltschaft beim Bundestag nach den Nutzern von 30 bis 40 Anschlüssen fragen, von denen aus mit den verdächtigten ukrainischen Zuhältern telefoniert worden sein soll. Bundestags-Vizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) drohte in Interviews mit Konsequenzen, falls solche Vorwürfe zutreffen.

Dem Nachrichtensender N24 sagte sie: «Es kann ja nicht sein, dass jemand irgendeinen Callring anruft und dann noch sagt: "Das soll die öffentliche Hand bezahlen". Das wird nicht funktionieren.» Parlamentarier hätten dann «ihre politischen Konsequenzen selber zu tragen.» Wenn sich das bestätige, «wird es diese Sanktionen geben». In der «Bild»-Zeitung erklärte sie: «Sollte sich der Verdacht erhärten, müssen die Vorwürfe gegen Abgeordnete und Bedienstete des Bundestages nach Recht und Gesetz aufgeklärt werden. Es darf nichts vertuscht werden.»

   Der Berliner Justizsprecher Björn Retzlaff erklärte am Montag: «Wir machen derzeit keine Angaben zu Zwischenergebnissen. Das würde nur weitere Unruhe schaffen.» Ein Sprecher des Bundestags wollte zu den Berichten ebenfalls nichts sagen.