Tübinger Forscher sind optimistisch Medikament gegen Corona-Virus: Tübinger Forscher sind optimistisch - Malaria-Mittel könnte gegen Corona helfen

Tübingen/Berlin - Am Montag kommender Woche kann es losgehen, hofft der Tübinger Tropenmediziner Peter Kremsner. Dann kann er erstmals in Deutschland Covid-19-Patienten mit dem Medikament Chloroquin behandeln - im Rahmen klinischer Tests. Zurzeit liegt sein Antrag noch beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Er wird dort „mit höchster Prioriät behandelt“, teilte ein BfArM-Sprecher der MZ mit. Chloroquin hindert den Erreger daran, sich von Zelle zu Zelle auszubreiten.
Nutzen noch fraglich
Und auch in Tübingen soll es schnell gehen: „Wir hoffen, dass wir in zwei Monaten fertig sind“, sagt Kremsner, Leiter des Tübinger Instituts für Tropenmedizin, der MZ. „Vielleicht haben wir bereits in einem Monat erste vielversprechende Ergebnisse.“ Dennoch bleibt Kremsner vorsichtig: „Es kann durchaus sein, dass Chloroquin keinen Nutzen für Covid-19-Patienten hat oder ihnen sogar schadet. Dann würden wir die Studie schnell abbrechen.“
Chloroquin ist eigentlich ein Mittel gegen Malaria. Mehr als 60 Jahre wurde es von Bayer unter dem Namen Resochin vertrieben. Bayer hatte den Verkauf der Resochin-Produkte allerdings im November vergangenen Jahres eingestellt. Hintergrund waren die unzureichenden Produktionsbedingungen des Arzneimittels.
Eine chinesische Studie gibt Anlass zur Hoffnung. Forscher der Universität Qingdao hatten nach eigenen Angaben mehr als 100 mit dem Coronavirus infizierte Patienten behandelt. Laut Artikel erwies sich die Behandlung mit Chloroquin als „wirksamer“ als die Behandlung der Vergleichsgruppe mit einem Placebo. Genauere Zahlen zu den Behandlungserfolgen nannten die Forscher jedoch nicht.
Bereits auf dem Markt
Zwar müsste Chloroquin dann noch bei der Europäischen Arzneimittelagentur als Corona-Medikament zugelassen werden - da es aber bereits auf dem Markt ist, kann es schon davor angewendet werden.
Bei dem zweiten vielversprechenden Mittel Remdesivir ist das anders. Das Medikament wurde gegen Ebola entwickelt, ist aber noch nicht zugelassen. Hier laufen bereits zwei vom BfArM genehmigte Studien, hinter denen der US-Pharmakonzern Gilead steht. In den USA hatten Ärzte einen Corona-Patienten mit Remdesivir behandelt - er soll sich nach einer Infusion binnen kürzester Zeit erholt haben. Remdesivir wirkt direkt gegen die Virusvermehrung. (mz)