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Kunstprojekt Kunstprojekt: Big Brother im Stasi-Knast

29.10.2009, 14:10
Der ehemalige Stasi-Häftling Carl-Wolfgang Holzapfel legt in Berlin in seiner damaligen Zelle 207 der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschoenhausen sein Bettzeug ab. (FOTO: DDP)
Der ehemalige Stasi-Häftling Carl-Wolfgang Holzapfel legt in Berlin in seiner damaligen Zelle 207 der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschoenhausen sein Bettzeug ab. (FOTO: DDP) ddp

Berlin/ddp. - Der 65-Jährige ließsich am Donnerstag von der Künstlerin Franziska Vu für das Projekt«24/7 Stasi-Live-Haft» einschließen, wo er bis 5. November rund umdie Uhr durch eine Kamera «überwacht» wird. Während dieser Zeit kanndie Aktion im Internet verfolgt werden.

Der Leiter der Gedenkstätte, Hubertus Knabe, begrüßte das Projektund versicherte Holzapfel seine Hochachtung. Er sei sich bewusst,dass die Aktion «etwas Irritierendes und Verstörendes hat».Allerdings dürfe die DDR nicht nur «vom Ende her», dem Mauerfall,gedacht werden. Man müsse auch die «bleiernen Jahre» zuvor sehen.Knabe fügte hinzu, dass seine Einrichtung für die Aktion nur alsGastgeber fungiere.

Holzapfel zufolge bietet die Web-Übertragung die Möglichkeit,«viele Menschen in aller Welt zu erreichen». Vor allem Jugendliche,die überhaupt keine Erfahrung mit dem Unrechtsstaat DDR hätten,sollten angesprochen werden. Vu führte an, ihr sei es wichtig, dassjunge Leute zuschauten, die sonst nicht in Gedenkstätten gingen. DieKünstlerin kündigte zusätzlich zu den Web-Bildern Fotos vomAufenthalt an, die später in einer Wanderausstellung gezeigt würden.

Bei anderen Stasi-Opfern stieß die Aktion hingegen auf Kritik.Ehemalige Häftlinge äußerten ihr Unverständnis.

Das Areal in Hohenschönhausen wurde von 1945 bis 1949 von dersowjetischen Spezialpolizei NKDW als Gefängnis und Verhörzentrumgenutzt. Zwischen 1951 und 1989 hielt das DDR-Ministerium fürStaatssicherheit in dem systematisch ausgebauten Komplex«Staatsfeinde» gefangen. Holzapfel war dort 1965 neun Monate langinhaftiert.