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Krieg im Irak Krieg im Irak: Empörung in der arabischen Welt über die USA

Von Birgit Cerha 24.03.2003, 19:09
Massendemonstrationen gegen den Irak-Krieg in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Ein starkes Polizeiaufgebot verhindert, dass dieDemonstranten zur US-Botschaft vordringen. (Foto: dpa)
Massendemonstrationen gegen den Irak-Krieg in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Ein starkes Polizeiaufgebot verhindert, dass dieDemonstranten zur US-Botschaft vordringen. (Foto: dpa) AFPI

Nicosia/MZ. - «Wir appellieren an die arabische Welt, sich wie ein Mann zu erheben», so der Aufruf des irakischen Außenministers Naji Sabri. Gleichzeitig verbreitet Saddam Hussein in einer "historischen Fernsehansprache" Siegesgewissheit. Und er zeigt ein erstaunliches Maß an Selbstsicherheit. Vor allem die Bilder des von der größten Militärmacht der Welt bedrängten Herrschers am Tigris tun der gedemütigten arabischen Seele wohl, erfüllen sie mit neuem nationalen Stolz. Die ersten Anzeichen alarmieren pro-westliche Herrscher.

Das Phänomen El Dschasira, des in Katar stationierten arabischen Satellitensenders, spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zum Kuwait-Krieg, als es El Dschasira noch nicht gab, flimmern nun Bilder über die Fernsehschirme der Region, die "die andere Seite" eindrucksvoll zeigen: schwer verwundete irakische Zivilisten, vor Schmerz schreiende Kinder, tote irakische Soldaten und gedemütigte amerikanische Kriegsgefangene.

Es ist eine Mischung aus Schmerz über das, was man weithin als neue imperialistische Aggression gegenüber der arabischen, der islamischen Welt empfindet, aus Mitgefühl mit der leidenden irakischen Bevölkerung, und tiefer Befriedigung darüber, dass sich die "irakische Ameise" nicht einfach vom "amerikanischen Elefanten" zermalmen lässt.

In Ägypten, im Jemen, in Bahrain, in Jordanien, im Libanon und in Mauretanien kam es bereits zu heftigen Protestaktionen gegen den Krieg. Viele Demonstranten und arabische Kommentatoren beschuldigen die Regierungen der Region der politischen Inkompetenz und Unfähigkeit, diesen Krieg zu verhindern. Niemand erwartete, dass sich die Arabische Liga bei ihrem Außenministertreffen in Kairo auf eine Initiative einigen könnte, die einen Ausweg aus der Krise weist. Stillschweigend haben sich die arabischen Führer in die scheinbare Unvermeidlichkeit des Krieges gefügt, der die gesamte Region in ein Chaos stürzen könnte.

Die arabischen Herrscher sind in der Irak-Frage tief gespalten. Während 1991 die Mehrheit der Araber die von den Amerikanern geführte Allianz zur Befreiung Kuwaits von den irakischen Invasoren unterstützt hatten, besteht heute eine große Kluft zwischen dem "alten Nahen Osten" und dem "neuen". Zu den "alten" gehören Länder wie Ägypten und Syrien, zu dem "neuen" die Arabischen Emirate, Katar und Bahrain. Letztere gewähren den USA etwa das Recht, Stützpunkte in ihren Ländern einzurichten, obwohl die Bevölkerung den Krieg entschieden ablehnt.

Die Angst, insbesondere in den pro-westlichen Ländern Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien, dass ein länger anhaltender Krieg radikalen anti-amerikanischen Kräften Auftrieb gibt, hat sich verstärkt. Die Versuche, die Bevölkerung mit dem Argument zu beschwichtigen, der US-Militärschlag sei unabwendbar gewesen, verfehlen angesichts des irakischen Widerstandes zunehmend ihre Wirkung.

Am Nil greift man zum bewährten Mittel der Repression, ebenso in Jordanien. Dabei wollten die Amerikaner durch diesen Krieg doch die gesamte Region mit Demokratie beglücken. Das Gegenteil ist - vorerst - der Fall. Viele Araber sehen sich in ihrer Überzeugung bestärkt, dass sich die USA zur neuen Kolonialmacht über die gesamte Region erheben wollen. Obwohl Washington jüngst einen Plan zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern veröffentlichte, glauben wenige an ehrliche Absichten. Für sie war es ein Beschwichtungsmanöver am Vorabend des Krieges.

Die Mitglieder der Arabischen Liga (Grafik: dpa)
Die Mitglieder der Arabischen Liga (Grafik: dpa)
dpa