Kindergarten-Studie Kindergarten-Studie: «Baby-Pisa» fordert mehr Geld für frühkindliche Bildung

Berlin/MZ. - Die frühkindliche Betreuung und Bildung in Deutschland sollte besser werden. Zu diesem Schluss kommt der Länderberichtder Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), den Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) am Dienstag vorgestellt hat. In der Studie werden mehr Investitionen in frühkindliche Bildung und mehr Qualitätbei der Erzieherausbildung angemahnt. Sie sollte künftig an Hochschulen erfolgen, wie dies im Ausland schon lange üblich sei. In den Tagesstätten sollten Neugier und Lerneiferder Kleinen genutzt werden, um besser auf die Schulzeit vorzubereiten.
Schmidt hielt als positive Schlussfolgerungendes "Kindergarten-Pisa" oder "Baby-Pisa" fest,dass Ostdeutschland weltweit mit das besteBetreuungsplatzangebot habe. In den altenBundesländern reiche aber die Versorgungsquotefür Kinder unter drei Jahren bei weitem nichtaus. Im Westen beträgt sie nur 2,7 Prozent,während sie im Osten bei 37 Prozent liegt.Die OECD setzt sich deshalb für einen Rechtsanspruchauf einen Betreuungsplatz auch für Kinderab zwölf Monaten ein.
Die OECD-Gutachter, die im Juni Nordrhein-Westfalen,Baden-Württemberg, Brandenburg, Rheinland-Pfalzund Thüringen besuchten, stellten fest, dassdie öffentlichen deutschen Ausgaben für diefrühkindliche Bildung mit 0,42 Prozent desBruttoinlandsprodukts weit unter den AusgabenBelgiens, Frankreichs, Dänemarks oder Großbritanniensliegen. Sie halten es deshalb für notwendig,die Mittel in den kommenden zehn bis 15 Jahrenerheblich aufzustocken, um Kleinkinder langfristigzu fördern und Frauen zu ermutigen, auf denArbeitsmarkt zurückzukehren. Mehr Geld seivor allem erforderlich, um höher qualifiziertesPersonal einstellen und weiterbilden zu können.
Kritisch wird in dem Länderbericht vermerkt,dass in Wohngegenden mit ärmeren oder Migrantenfamiliender Zugang zu Betreuungseinrichtungen besondersschwierig ist. Dazu heißt es: "Dabei benötigenKinder aus solchen Gegenden nicht nur gleiche,sondern erhöhte Investitionen, um Sonderaktivitäten,individuelle Lernpläne und und zusätzlichesPersonal zu finanzieren." Die OECD schließtdaraus, dass die Lösung dieser Probleme einerstärkeren Führung durch den Bund bedürfe.
Grundsätzlich halten es die Fachleutefür sinnvoll, frühkindliche Betreuung, Kindergartenfür Drei- bis Sechsjährige und Hort für diebis zu zehnjährigen Schüler enger zu verzahnen.Es sei nicht mehr wünschenswert, die vorschulischeBetreuung isoliert zu betrachten, ist in demBericht zu lesen. Andererseits warnen siedavor, zu früh die Betreuung zu verschulen.Ausgedehntes Spielen fördere die kognitiveEntwicklung, einschließlich Sprachfähigkeit.
Positiv halten die Gutachter fest, dass esin Deutschland einen sozialpädagogischen Ansatzgebe, der "in idealer Weise den Kontakt zuden Eltern und der Gemeinschaft beinhaltet".