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Job dringend gesucht

12.09.2011, 20:09

QUEDLINBURG/MZ/BOE. - Wenn er überhaupt mal welche erhalte, so sagt der junge Mann, werde die wohl nicht besonders hoch ausfallen. Horst Stechemesser ist seit geraumer Zeit Hartz-IV-Empfänger. Aber er will da raus. Die Voraussetzungen dafür, so scheint es, sind jedoch nicht besonders gut.

Den Einstieg ins Berufsleben fand der damals 16-Jährige über ein Projekt in Harzgerode. "Straße frei", hieß das. Es sollte Schulabgängern, denen nach der Schulbank sofort die Arbeitslosigkeit drohte, eine Perspektive geben, ihr Interesse an Berufen wie Maler, Maurer oder Elektriker wecken. Horst Stechemesser begann dann auch eine Lehre als Tischler, die er aber nicht abschloss. Er ging für einige Zeit zur Bundeswehr, wurde danach Handelsfachpacker - sprich: Lagerarbeiter. Er versuchte sich als Selbstständiger. Eröffnete einen An- und Verkauf. Nichts war von Dauer. Nie hat er viel Geld verdient. Und so bisher auch keine großen Rentenanwartschaften erworben. 293 Euro brutto sind es laut Rentenauskunft. Nun, als Hartz-IV-Empfänger kommt da so gut wie nichts mehr dazu. Denn seit dem 1. Januar 2011 führen die Hartz-IV-Träger für die Betroffenen keine Rentenbeiträge mehr ab. Hartz-IV-Zeiten gelten nur noch als so genannte Anrechnungszeiten. Das sind Zeiten, in denen zwar keine Beiträge gezahlt werden, die aber für die Wartezeiten (35 Versicherungsjahre) und die Rentenberechnung als rentenrechtliche Zeiten Berücksichtigung finden. Und eine private Vorsorge für das Alter? Horst Stechemesser winkt ab. Wovon soll er die bezahlen?

Seit anderthalb Jahren arbeitet er jetzt im Quedlinburger Hilfecenter Hartz IV e. V. - ehrenamtlich und unentgeltlich, berät Leidensgenossen. Der 30-Jährige kennt sich genau aus in den Gesetzen und Bestimmungen. Und er weist so manchem den Weg durch den Behördendschungel. Gern würde er dieses Projekt professionell weiterführen und für Bedürftige Dienstleistungen anbieten - etwa Renovierungsarbeiten, Haushalts- oder Einkaufshilfe, Computerreparaturen und anderes. Wieder als Selbstständiger. Doch die Kommunale Beschäftigungsagentur ist von dem Konzept nicht überzeugt.

Horst Stechemesser schreibt auch Bewerbungen. Er würde Helferstellen auf dem Bau, in der Gastronomie, als Maler oder Elektriker annehmen. Der Knackpunkt: Die sind oft nur außerhalb zu finden. Und er hat keinen Führerschein. Zum anderen möchte er seine Heimat auch nicht verlassen. "Wegen der Familie", sagt der Vater von zwei kleinen Kindern, für die er unterhaltspflichtig ist. Er will den Kontakt zu ihnen nicht verlieren.

Allen Widrigkeiten zum Trotz hofft der Quedlinburger, bald einen Job zu finden. "Ich möchte von meiner Arbeit meinen Lebensunterhalt finanzieren können und ohne Angst an die Zukunft denken", sagt er. Im Moment sei das aber nicht nur weit weg. "Es ist ein Traum."