Israel Israel: Sex-Vorwürfe um Präsidenten beschäftigen Ermittler

Tel Aviv/dpa. - Ermittlererschienen am Mittwoch in der Jerusalemer Residenz des Präsidenten,um Licht in das Dunkel gegenseitiger Beschuldigungen zu bringen. Eine frühere Mitarbeiterin Katzavs sagt, der Präsident habe sie mit Drohungen sexuell gefügig macht. Katzav dagegen bezeichnet sich alsOpfer eines Erpressungsversuches.
Der oft als farblos beschriebene Politiker brachte die Affäreselbst ins Rollen, als er den Generalstaatsanwalt von einerversuchten Erpressung durch eine frühere Sekretärin unterrichtete.Doch bald fand sich Katzav bei den Untersuchungen auf dem Weg vomOpfer zum Täter wieder. Er wird nun verdächtigt, der Frau eineKündigung angedroht zu haben. Wenn sie sich nicht auf Sex einlasse,könne sie bald wieder als Bedienung arbeiten, soll er gesagt haben.
Am Montag wurden schon die Residenz und das Privatbüro Katzavsdurchsucht. Die Ermittler hoffen, das Verhältnis der beidenzueinander mit Hilfe von eMail und anderer Korrespondenz aufklären zukönnen. Ein ranghoher Polizeibeamter sagte der israelischen Zeitung«Haaretz», «das bisher zusammengestellte Material ist wichtiger unddramatischer, als die bisherigen Veröffentlichungen in den Medien».
Und israelische Zeitungen und Fernsehsender üben bei solchenSkandalen üblicherweise keine Zurückhaltung. Details und privateEinzelheiten werden gern ausführlich beleuchtet, wenn dieÖffentlichkeit an dem Fall interessiert ist. In den Comedy-Shows derFernsehsender werden bekannte Personen lächerlich gemacht. VielenZuschauern dient dies als Ventil für die Wut auf eine politischeKlasse, an der Vorwürfe persönlicher Verfehlungen fast immerabperlen.
«Ein israelischer Präsident ist kein Politiker», schreibt derOnlinedienst Ynet aber am Mittwoch. «Er ist ernannt, um als Symbol zudienen. Er ist nicht zuständig für wichtige Staatsangelegenheiten,aber er soll moralische Werte hochhalten.»
Katzav weist alle Beschuldigungen zurück. Sein Anwalt Zion Amirsagt: «Der Präsident hat keine Pläne für einen Rücktritt. Um seineUnschuld zu beweisen, wird er mit allen rechtlichen Mitteln kämpfen.»Die Anwälte fragen: «Wenn die Sekretärin wirklich genötigt wurde undangeblich unter dem Verhalten des Präsidenten gelitten hat, warumdrängte sie ihn zu einer neuen Anstellung in seinem Büro und warumüberhäufte sie ihn mit Geschenken und Luxusartikeln?»