1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Irak: Irak: Nach amerikanischen nun auch britische Folterbilder

Irak Irak: Nach amerikanischen nun auch britische Folterbilder

01.05.2004, 16:36
Abu-Ghoreib-Gefängnis: Hier sollen US-Soldaten irakische Gefangene misshandelt haben. (Foto: dpa)
Abu-Ghoreib-Gefängnis: Hier sollen US-Soldaten irakische Gefangene misshandelt haben. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Bagdad/Washington/dpa. - Der Irak-Konflikt hat auch am erstenMaiwochenende einen hohen Blutzoll unter den US-Truppen gefordert.Zwischen Freitag und Sonntag kamen insgesamt 16 US-Soldaten beiAnschlägen und Angriffen ums Leben. Allein sechs Soldaten starben amSonntag bei einem Mörserangriff auf einen Stützpunkt nahe derwestirakischen Stadt Ramadi, wie am Abend eine Sprecherin des US-Militärkommandos in Bagdad bestätigte. Im April war nach offiziellenAngaben eine Rekordzahl von 110 Soldaten bei Kämpfen umgekommen.

Unterdessen lösten Bilder und Berichte über die Folterung vonirakischen Gefangenen durch amerikanische und britische Soldatenweltweit Empörung aus. Kurz nach Meldungen über folternde US-Soldatenin einem irakischen Gefängnis veröffentlichte die Tageszeitung «DailyMirror» am Samstag Fotos von britischen Soldaten, die dem Anscheinnach ebenfalls irakische Häftlinge misshandeln. Das britische Militärordnete eine Untersuchung an.

US-Präsident George W. Bush verurteilte die Tat: «Ich teile dietiefe Abscheu über die Art, wie die Häftlinge behandelt worden sind.»Der US-Generalstabschefs Richard Myers betonte, dass die Misshandlungvon irakischen Gefangenen eine Ausnahme gewesen sei, für die einigewenige verantwortlich seien. Die Schuldigen würden mit Sicherheitbestraft. Sicherheitsexperten im Irak befürchteten, dass nach derVeröffentlichung der Folterbilder die Bereitschaft militanter Irakerzunehmen werde, die den Landsleuten zugefügten Demütigungen mittödlichen Anschlägen auf die Besatzungstruppen zu rächen.

   Der «Daily Mirror» versicherte, die von ihr veröffentlichtenFolterbilder seien echt. Die Aufnahmen kamen nach Darstellung desBlattes von zwei Soldaten, von denen sich einer selbst an derMisshandlung beteiligt hatte. In den britischen Medien waren Zweifelan der Echtheit der veröffentlichten Fotos geäußert worden.

   Außenminister Jack Straw versprach am Sonntag: «Diese Vorwürfewerden gründlich untersucht.» Premierminister Tony Blair verurteiltedas Geschehen als «völlig inakzeptabel». Misshandlungen irakischerGefangener durch britische Soldaten sind nach Angaben eines Offiziersschon mehrmals vorgekommen. Der britische Offizier, der anonymbleiben wollte, sagte am Sonntag einem Fernsehsender, die Übergriffewürden von den Befehlshabern zum Teil geduldet.

   Die Misshandlung irakischer Gefangener durch amerikanischeSoldaten im Abu-Ghoreib-Gefängnis bei Bagdad soll nach Aussage derehemaligen Leiterin der Haftanstalt in der Verantwortung des US-Militärgeheimdienstes gelegen haben. Geheimdienstoffiziere hätten dieDemütigung der Gefangenen möglicherweise sogar angeordnet, sagte diesuspendierte Leiterin des Gefängnisses, Brigadegeneralin JanisKarpinski, einem Bericht der «New York Times» vom Sonntag zufolge.

   In der ersten Stellungnahme aus der arabischen Welt verurteilteder Golfkooperationsrat die Misshandlungen, die gegen «Religionen undgegen internationales Recht wie die Genfer Konventionen» verstießen.

   Nach mehr als dreiwöchiger Geiselhaft gelang es einemamerikanischen Zivilbediensteten des US-Militärs, seinen irakischenGeiselnehmern zu entkommen. Das teilte US-Militärsprecher GeneralMark Kimmitt am Sonntag in Bagdad. Der Lastwagenfahrer Thomas Hamillwar am 9. April nach einem Überfall Aufständischer auf seinen Konvoiwestlich von Bagdad verschleppt worden. Hamill konnte aus einem Hausbei Tikrit, 160 Kilometer nördlich von Bagdad, fliehen.

   In der Rebellenhochburg Falludscha nahm eine neue irakischeSchutztruppe ihren Dienst auf. Etwa 600 Männer aus der im Vorjahraufgelösten irakischen Armee, die nun eine «Falludscha-Brigade»bilden, übernahmen nach US-Angaben Ordnungsaufgaben in der Stadt. US-Generalstabschef Myers widersprach im Fersehsender Fox Berichten,wonach die Truppe von Ex-General Dschasim Mohammed Saleh, einemehemaligen Kommandeur von Saddam Husseins Elitetruppe RepublikanischeGarden, befehligt wird.

Die frühere Todeszelle im Gefängnis von Abu Ghoreib, rund 35 Kilometer östlich von Bagdad. US-Soldaten der 800. Militärpolizeibrigade sollen in der früheren Haftanstalt Iraker misshandelt haben. (Foto: dpa)
Die frühere Todeszelle im Gefängnis von Abu Ghoreib, rund 35 Kilometer östlich von Bagdad. US-Soldaten der 800. Militärpolizeibrigade sollen in der früheren Haftanstalt Iraker misshandelt haben. (Foto: dpa)
EPA