Irak-Konflikt Irak-Konflikt: Zehntausende bei Friedensdemos

Washington/dpa. - Mehr als 100 000 Menschen sind am Samstag inLondon, Washington und mehreren anderen US-Städten aus Protest gegenden Irak-Krieg auf die Straße gegangen. Sie verlangten den Abzug deramerikanischen und britischen Truppen. In Washington waren nachPolizeischätzungen allein 100 000 Menschen unterwegs, Veranstaltersprachen von doppelt so viel Teilnehmern. Das war der größteKriegsprotest in der US-Hauptstadt seit dem Einmarsch in Bagdad imMärz 2003. In Los Angeles marschierten rund 15 000 Menschen gegen denKrieg, in London 10 000. Auch in San Francisco und San Diego gab esKundgebungen.
Trotz einer Gegendemonstration vor Kriegsbefürwortern verlief derProtest in Washington friedlich. Einige hundert Menschen schrien denDemonstranten «Unterstützt die Truppen!» entgegen, doch waren diebeiden Gruppen durch dichte Polizeireihen voneinander getrennt. DieProteste verliefen friedlich, sagte Polizeichef Charles Ramsey.
Prominente Sprecherin bei der Kundgebung war die trauernde US-Soldatenmutter Cindy Sheehan (48). Sie hatte im August fast vierWochen vor der Ranch von Präsident George W. Bush in Texasdemonstriert, damit weltweit Schlagzeilen gemacht und die Anti-Kriegsbewegung neu belebt. «Schämen Sie sich!», rief sie und meintedie Kongressabgeordneten, die den Krieg genehmigt hatten. «Wie vieleKinder anderer Leute wollt ihr noch opfern?» Sheehans 24-jährigerSohn war im vergangenen Jahr im Irak gefallen.
Die Demonstranten, die aus dem ganzen Land nach Washingtongekommen waren, zogen mit Plakaten und aus Plastikeimern gebasteltenTrommeln direkt am Weißen Haus vorbei. Präsident Bush war nicht zuHause. Er informierte sich in Colorado über die Koordination derHilfe nach Hurrikan «Rita». «Geld für Schulen, nicht für den Krieg»stand auf dem Plakat einer Neunjährigen. Ein älteres Ehepaar trug einSchild mit dem Slogan «Krieg ist nicht die richtige Antwort». EineGruppe junger Leute hatte hunderte Fotos von im Irak gefallenenSoldaten an ein meterlanges Band geklebt. Bis Samstag waren im Irakmehr als 1900 US-Soldaten getötet worden.
In London übergaben Mütter getöteter britischer Soldaten amAmtssitz des Premierministers in der Downing Street eine Petition mitUnterschriften mit der Forderung nach einem Abzug der britischenTruppen. Die Unruhen der vergangenen Woche zwischen Irakern undbritischen Streitkräften machten deutlich, dass die Besatzung desIraks durch 8500 britische Soldaten schleunigst beendet werden müsse,wurde in Reden bei der Kundgebung und auf Spruchbändern betont.