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Interview mit Ex-Häftling Donald Klein Interview mit Ex-Häftling Donald Klein: «Borniert und engstirnig»

12.10.2010, 14:47
Donald Klein schaut am 14. März 2007 neben seiner Frau Karin aus einem Fenster in ihrem Wohnhaus in Lambsheim. Der Pfälzer war Ende 2005 nach einem Angelausflug in iranischen Hoheitsgewässern festgenommen und erst im März 2007 wieder freigelassen worden. (ARCHIVFOTO: DPA)
Donald Klein schaut am 14. März 2007 neben seiner Frau Karin aus einem Fenster in ihrem Wohnhaus in Lambsheim. Der Pfälzer war Ende 2005 nach einem Angelausflug in iranischen Hoheitsgewässern festgenommen und erst im März 2007 wieder freigelassen worden. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

BERLIN/MZ. - Herr Klein, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die Nachrichten von den beiden inhaftierten Journalisten hören?

Klein: Viele Emotionen. Ich hoffe, dass die beiden so gut behandelt werden wie ich. Und ich vermute, dass sie zunächst in Einzelhaft sitzen – irgendwo in einer kleinen Zelle, drei mal drei Meter vielleicht. Später wird man versuchen, für ihre Freilassung eine Gegenleistung zu bekommen. Bei mir war’s die Freilassung des „Mykonos“-Attentäters Kazem Darabi. Irgendwas wird da sicher wieder verlangt werden. Bis das politisch gelöst wird, dauert es acht bis zehn Wochen. Bei mir hat es 15 Monate gedauert, weil man den Darabi wollte. Nach mir saß noch ein Chefarzt aus Deutschland im Iran im Gefängnis. Das ist gar nicht publik geworden. Das alles kann sich jetzt also ganz schnell lösen. Wenn aber in 14 Tagen nichts passiert ist, dann muss man echten Druck machen und nicht lange warten. Dann muss man dem Mullah-Regime zeigen: So geht’s nicht.

Hatten Sie damals Kontakt zu Mithäftlingen?

Klein: Ich war drei Monate allein. Danach war ich im großen Ewin-Gefängnis untergebracht. Englisch hat dort gut funktioniert. Das sind ja hoch gebildete, noble Leute im Iran.

Haben Sie einen Tipp für die beiden Inhaftierten?

Klein: Das ist schwer. Sie sind ja immerhin zu zweit – was wiederum nicht heißt, dass sie zu zweit zusammensitzen. Sie müssen einfach stark bleiben und hoffen. Ich war Tourist. Das sind Journalisten.Wenn die Presse sich entsprechend darum kümmert, kann das schon was bringen. Die Iraner sind allerdings sehr eigen. Das Problem ist außerdem, dass der Iran einer unserer größten Außenhandelspartner in Fernost ist. Deshalb will man keine Sanktionen. Denn dann fehlt ein Haufen Geld. Was sind schon zwei Menschen gegen eine Milliarde Umsatz?

Was hat sich für Sie verändert durch die Erfahrung der Haft?

Klein: Ich habe eine Stink-Wut. Die ist zurückgeblieben. Man hat mir ja 15 Monate meines Lebens genommen – von den finanziellen Einbußen mal ganz abgesehen, die ich gar nicht zählen kann. Das Ganze hat aber auch Vorteile gehabt. Meine Frau und ich haben jetzt ein anderes Verhältnis. Es ist enger und intensiver geworden. Meine Frau hat unheimlich viel für mich getan. Für sie war diese Zeit sehr hart, vielleicht härter als für mich.

Was ist Ihre Schlussfolgerung aus der Geschichte?

Klein: Dass ich nie mehr in ein Land fahre, in dem Allahu Akbar vom Minarett gerufen wird. Denn dort herrscht niemals Rechtssicherheit. Der Islam ist 500 Jahre zurück. Man kann ihn vergleichen mit der katholischen Kirche im 15 Jahrhundert: borniert, engstirnig, festgefahren. Ich habe in der Haft den Koran gelesen. Ich hatte ja Zeit. Er passt nicht in unsere Welt.