Hochwasserschutz Hochwasserschutz: Sächsisches Pilotprojekt in Eilenburg auf dem Weg

Eilenburg/dpa. - «Meine Hoffnung ist es, Eilenburg bis Ende 2004 hochwassersicher zu haben», sagt Oberbürgermeister Hubertus Wacker. Die Stadt an der Mulde soll mittels Hochwasserschutzmauern, Deichrückverlegungen und einer neuen Flutbrücke für mehr als ein hundertjähriges Hochwasser gerüstet sein. Realisiert werden soll das Vorhaben als sächsisches Pilotprojekt des konzeptionellen Hochwasserschutzes. Das Regierungspräsidium Leipzig gab zu Pfingsten grünes Licht zur Planfeststellung.
Zur Zeit werden im Stadtgebiet entlang der Mulde und des Mühlgrabens für insgesamt 15 Millionen Euro Hochwasserschutzwände errichtet. Dieses Vorhaben kommt aus der Schublade, in die es vor der Augustflut versenkt wurde. «Es wird nie wieder so viel Geld und Solidarität geben», weiß Wacker. Deshalb sei jetzt die Zeit, sich mit der Natur zu arrangieren. Zudem fände das meteorologische Ereignis der Niederschläge, die im vergangenen Jahr zur Augustflut führten, in Mitteleuropa alle fünf Jahre statt.
Da die Mauern einer Modellrechnung zufolge zwar einen Schutz gegen ein hundertjähriges Hochwasser (HQ 100) böten, den Scheitel der Flut von 2002 jedoch um 30 Zentimeter unterschreiten, besteht darüber hinaus Handlungsbedarf. Der konzeptionelle Hochwasserschutz sieht neben höheren Deichen und erweiterten Talsperrenreserven eine Vergrößerung der Überflutungsflächen der Flüsse vor. «Wir Menschen sind ein störender Faktor», stellt Wacker nüchtern fest. Damit die Mulde und ihre unter Landschaftsschutz stehenden Nebenarme mehr Raum erhalten, müssen zwei Deiche auf 2400 Meter Länge rückverlegt werden, darunter der Deich von Eilenburg nach Hainichen, wo sich bei der Flutkatastrophe der größte Dammbruch ereignete.
Auch der Hochwasserschutz am Eilenburger Chemiewerk (ECW) soll verrückt werden. Mit der Preisgabe verbauter und genutzter Flächen könne der Hochwasserspiegel um 20 bis 30 Zentimeter abgesenkt werden, so der Oberbürgermeister. Zudem soll im Rahmen des Pilotprojektes betrifft eine neue Flutbrücke über die Mulde gebaut werden. Mittels neu dimensionierter Pfeiler und Brückenfelder werde die Durchflussmenge erhöht und somit der Wasserspiegel im Hochwasserfall gesenkt.
Ein Planfeststellungsverfahren soll für Rechtssicherheit und allgemeine Einigung mit Anwohnern, Eigentümern und Nutzern sorgen. Beschlossen wurde bereits die Planfeststellung ohne Umweltverträglichkeitsprüfung für die Rückverlegung des Hainichen- Deiches, informiert Diemo Trepte, Sachgebietsleiter Deichneubau bei der Talsperrenmeisterei. Die Entscheidung zum Bereich ECW steht noch aus, wobei aber wegen der klaren Eigentumslage eine einfache Plangenehmigung erwartet wird.
«Der konzeptionelle Hochwasserschutz bekommt unsere Zustimmung», erklärt Hans Udo Weiland von der BUND-Kreisgruppe. «Ich sehe das auf einem guten Weg. Die Planfeststellung muss nicht länger als ein halbes Jahr dauern», ist Weiland optimistisch. Entscheidend sei ein breiter Konsens über das weitere Vorgehen. Wenn Ausgleichsflächen beziehungsweise Entschädigungen für die Eigentümer der von der Deichrückverlegung betroffenen Liegenschaften vereinbart sind, steht der Umsetzung des konzeptionellen Hochwasserschutz in Eilenburg nichts mehr im Wege.