Grünen-Parteitag Grünen-Parteitag in Oberhausen: Volker Beck - Erst abgestraft dann bejubelt

Oberhausen - Am Tag nach seiner deutlichen Niederlage im Kampf um einen sicheren Listenplatz bei der Bundestagswahl ist der langjährige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, auf dem Parteitag in Oberhausen mit stehenden Ovationen gefeiert worden.
„Ich habe die Grünen 23 Jahre im Bundestag vertreten dürfen. Das werde ich der Partei nicht vergessen und das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit“, sagte Beck, nachdem alle 40 Plätze der NRW-Landesliste für die Bundestagswahl vergeben worden waren. „Es ist keine Schande, bei einer demokratischen Auswahl auch mal zu verlieren.“ Er sei jetzt noch zehn Monate Abgeordneter in Berlin und werde sich auch danach weiter einmischen.
AfD hatte Volker Becks Abgang bejubelt
Zu den Anfeindungen, denen er nach seiner Wahlniederlage am Freitag in den sozialen Netzwerken im Internet ausgesetzt war, sagte Beck: „Nur weil ich nicht mehr im Bundestag bin, bin ich noch lange nicht weg.“ Die AfD hatte bei Facebook gejubelt: „Volker Beck ist endlich weg.“
Das Urgestein der Grünen war am Freitag in einer Stichwahl um Platz 12, einem der letzten aussichtsreichen Plätze, dem Agrarexperten Friedrich Ostendorff aus Unna unterlegen. Beck trat für keinen weiteren Listenplatz mehr an, wie die Kölner Grünen am Samstag mitteilten. Die Niederlage gegen den agrarpolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion war eindeutig: Beck erzielte nur 66 Stimmen, Ostendorff 188. Der langjährige Kölner Abgeordnete wurde von den Delegierten möglicherweise für den Drogen-Skandal vom Frühjahr abgestraft; zudem war er vor der Bundestagswahl 2013 im Zuge der Pädophilie-Affäre bei den Grünen in die Kritik geraten.
Beck war Anfang März 2016 in Berlin mit 0,6 Gramm einer verdächtigen Substanz kontrolliert worden, bei der es sich um die Droge Crystal Meth gehandelt haben soll. Das gegen den Abgeordneten eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde im April wegen geringer Schuld eingestellt, Beck zahlte der Staatsanwaltschaft zufolge eine Geldbuße von 7000 Euro. Im Zuge der Affäre verlor Beck seine Position als innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. Das Amt als religionspolitischer Sprecher nahm er später wieder auf und wurde zudem neuer Sprecher für Migrationspolitik.
Theoretisch könnte Beck noch als Direktkandidat in seinem Wahlkreis Köln II antreten, die Aufstellung der Direktkandidaten dort hat noch nicht begonnen. Allerdings haben die Grünen in Nordrhein-Westfalen noch nie ein Direktmandat für den Bundestag gewonnen. „Das gelingt nur einem Christian Ströbele in Berlin-Kreuzberg“, sagte Beck. Die Direktkandidaten in Köln seien noch nicht aufgestellt. Zwei Kölner Grüne sind beim Parteitag in Oberhausen auf aussichtsreichen Listenplätzen gelandet: Der NRW-Parteivorsitzende Sven Lehmann auf Rang vier, Katharina Dröge auf Platz sieben. Bei einem Wahlergebnis deutlich über zehn Prozent könnte auch noch Platz 17 ziehen. Dort steht die Kölnerin Lisa-Marie Friede.