Grossburgwedel Grossburgwedel: Ein ganz normaler Sonnabend

Berlin/MZ. - Aber ihm das persönlich zu sagen, das ist ihr doch zu viel. Über die Gegensprechanlage bittet sie darum, dass jemand ihre Blumen abholen möge. Ein Leibwächter kommt schließlich heraus und nimmt ihr das Bouquet ab.
Die Frau geht wieder, die Reporter bleiben. Zwei Fotomotive bieten ihnen die Wulffs im Lauf des Tages. Einmal lässt sich Bettina Wulff kurz an der Haustür blicken und lächelt in die Kameras. Etwas später macht die Familie einen Ausflug in ihrem schwarzen Skoda. Bei der Rückkehr lächelt Christian Wulff durch die Windschutzscheibe. Mehr passiert nicht. Mehr wäre wahrscheinlich auch an einem normalen Sonnabend bei den Wulffs nicht passiert.
Aber es dürfte für Christian Wulff kaum ein normaler Sonnabend gewesen sein. Nicht nur wegen des abrupten Endes seiner Karriere, sondern auch wegen seiner ungewissen materiellen Zukunft. Zwar scheint Bundeskanzlerin Angela Merkel gewillt zu sein, ihm seinen Ehrensold von 199 000 Euro jährlich zuzubilligen. Ob die Regierung diese Entscheidung alleine treffen kann, darüber gehen die Meinungen aber auseinander. Nach Ansicht von Jürgen Koppelin, FDP-Obmann im Haushaltsausschuss, hat dieses Gremium darüber zu befinden. Er selbst, erklärte Koppelin der Saarbrücker Zeitung, werde seine Zustimmung verweigern, weil Wulff nicht aus politischen Gründen, sondern "rein wegen privater Dinge" zurückgetreten sei. Daher stehe ihm der Ehrensold nicht zu. Auch der Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim vertritt diese Auffassung.
Für eine andere, ganz einfache Lösung, mit der sich jede weitere Debatte erübrigen würde, plädierte Altbundespräsident Walter Scheel. "Ich wünsche mir, dass Christian Wulff als Bundespräsident a. D. klug genug ist und auf seinen Ehrensold verzichtet", sagte er der Bild am Sonntag. Damit könnte Wulff in der Bevölkerung verloren gegangenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.