Gorbatschow kritisiert Nato-Ost-Erweiterung
Berlin/dpa. - Michail Gorbatschow, ehemaliger Präsident der Sowjetunion, hat scharfe Kritik an der Ost-Erweiterung der NATO geäußert. Deutschland, USA und andere Staaten hätten ihm nach der deutschen Wiedervereinigung versprochen, «dass die NATO sich keinen Zentimeter nach Osten bewegen würde».
Daran hätten sich die Amerikaner nicht gehalten, und den Deutschen sei es gleichgültig gewesen, sagte Gorbatschow der «Bild»-Zeitung. «Vielleicht haben sie sich sogar die Hände gerieben, wie toll man die Russen über den Tisch gezogen hat.» Dies habe dazu geführt, so Gorbatschow, «dass die Russen westlichen Versprechungen nun nicht mehr trauen».
Unmittelbar vor dem Jubiläums-Gipfel der NATO waren am Mittwoch die Balkan-Länder Kroatien und Albanien wie geplant dem Verteidigungsbündnis beigetreten. Damit hat die NATO jetzt 28 Mitglieder.
In einer Zeremonie hinterlegten die Botschafter beider Länder in Washington die Ratifikationsurkunden. Das Transatlantische Verteidigungsbündnis beginnt an diesem Freitag zweitägige Feierlichkeiten anlässlich seines 60. Bestehens.
Damit werden 28 Staats- und Regierungschefs zu dem Treffen nach Straßburg, Baden-Baden und Kehl reisen. Aus Albanien wird Ministerpräsident Sali Berisha erwartet, aus Kroatien sein Amtskollege Ivo Sanader.
Die NATO-Staats- und Regierungschefs hatten Albanien und Kroatien bei ihrem Gipfeltreffen im April 2008 in Bukarest zu Beitrittsverhandlungen eingeladen. Im Rahmen ihres «Aktionsplans für die Mitgliedschaft» (MAP) unterstützte die NATO Tirana und Zagreb zuvor intensiv auf ihrem Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Im Gegensatz zu anderen Aspiranten wie Mazedonien, Georgien oder die Ukraine ist die Aufnahme der beiden Balkan-Länder unumstritten.