Geschichte Geschichte: Tschechen gedenken der Zerstörung von Lidice
Prag/dpa. - In der tschechischen NS-Gedenkstätte Lidice hat amSonntag Staatspräsident Vaclav Klaus mit Holocaust-Überlebenden derZerstörung des gleichnamigen Ortes vor 65 Jahren gedacht. Lidice waram 10. Juni 1942 von Gestapo und Schutzpolizei nach dem tödlichenPrager Attentat auf den «Stellvertretenden Reichsprotektor» ReinhardHeydrich dem Erdboden gleichgemacht worden. Mehr als 170 Männerwurden ermordet, Frauen und Kinder in Konzentrationslager gebracht.Das «ungeheuerliche Kapitalverbrechen» habe damals auf tschechischerSeite endgültig die Vorstellung zerstört, auch nach dem Krieg mitDeutschen in einem gemeinsamen Staat leben zu können, sagte Klaus.
Unterdessen appellierte Außenminister Karel Schwarzenberg an seineLandsleute, die Sudetendeutschen nicht als «Schreckgespenster» zusehen. «Unter den ehemaligen Landsleuten sind viele aufopferndeMenschen. Schauen Sie nur, wieb viele Denkmäler mit ihrer Hilfe inunserem Grenzgebiet renoviert wurden. Das sollten wir endlichwürdigen», sagte er der Prager Zeitung «Mlada fronta Dnes». ImUnterschied zur «offiziellen» tschechischen Sprachregelung sprach derMinister in dem Interview nicht von der «Abschiebung», sondern vonder «Vertreibung» der Deutschen.