Flüchtlingsunterkünfte in Berlin Flüchtlingsunterkünfte in Berlin: Flüchtlinge ziehen in den ehemaligen Flughafen Tempelhof

Die weißen Zelte stehen in vier Reihen, insgesamt füllen 55 Exemplare den Hangar 1 des einstigen Flughafens Tempelhof. Bundeswehrsoldaten sind auch am Sonntag damit beschäftigt, hölzerne Doppelstockbetten zusammenzuschrauben und jeweils sechs in ein Zelt zu stellen. Die Matratzen mit blauem Stoffbezug liegen noch auf einem Haufen an einer Wand, dazwischen weiße Decken und Kopfkissen.
Der Senat hat entschieden, den Hangar am Columbiadamm als Notunterkunft für Flüchtlinge zu nutzen. Zunächst soll Platz für 500 Menschen entstehen, später für bis zu 1000, sagte am Sonntag Regina Kneiding, die Sprecherin der Sozialverwaltung des Senats. „Wir sind dringend darauf angewiesen, wegen der anhaltend hohen Zahl von Flüchtlingen auf den Hangar als Notunterkunft zurückzugreifen.“
Am späten Sonntagabend zogen die ersten Flüchtlinge in die neue Notunterkunft ein. Ein Bus hatte knapp 60 Menschen aus Bayern gebracht. Die Sozialverwaltung hatte die Asylsuchenden schon früher erwartet. Zudem waren aus Bayern nach Angaben von Sprecherin Regina Kneiding zwei Busse angekündigt worden. Davon kam dann aber nur einer in Berlin an: Der Fahrer des anderen Fahrzeuges sei versehentlich nach Eisenhüttenstadt in Brandenburg gefahren, hieß es am Abend von der Koordinierungsstelle Flüchtlinge. Die Erstaufnahmestelle dort habe die Menschen aufgenommen.
Züge und Busse aus Bayern
Der Senat reagiert damit auf die angespannte Situation in Österreich und Bayern. Bis zu 1000 Flüchtlinge waren am Wochenende in Berlin erwartet worden. Tatsächlich kam am Sonnabend ein Intercity in Schönefeld mit 313 Flüchtlingen an, von denen 112 in Berlin in der Notunterkunft in der Glockenturmstraße im Olympiapark und die anderen in Brandenburg untergebracht wurden.
In der Nacht zuvor waren in der Glockenturmstraße drei Busse mit 150 Flüchtlingen angekommen. Auch am Sonntag endete in Schönefeld ein Zug mit 156 Menschen, darunter 16 unbegleiteten Jugendlichen. Zehn Flüchtlinge kamen in ein Krankenhaus, 130 Menschen wurden zur Glockenturmstraße gefahren.
Der Flughafen-Hangar „ist nicht im Ansatz ideal als Flüchtlingsunterkunft“, sagt Michael Elias von der Tamaja GmbH. Das Unternehmen betreibt bereits drei Unterkünfte in Berlin und nun auch den Hangar. Darin riecht es noch nach Schmierstoffen und dem jahrzehntelangen Flugbetrieb. Das Schrauben und Hämmern der Soldaten verursacht in der 5000 Quadratmeter großen und 25 Meter hohen Halle enormen Lärm. Kaum vorstellbar, wie Menschen nach einer langen Flucht hier Ruhe finden sollen. „Wir machen das beste daraus“, sagt Elias. Zusätzliche Aggregate wurden installiert, um die Luft auf 20 Grad zu erwärmen.
Für Familien und alleinreisende Frauen werde ein separater und bewachter Bereich eingerichtet. In einer Nebenhalle funktioniert schon die Essenausgabe. „Privatsphäre gibt es hier keine. Das ist eine Not-Notunterkunft. Wir haben aber große Gemeinschaftsräume und werden einen Kinderspielbereich einrichten“, sagt Elias. Damit es etwas Ruhe gibt, gelte von 22.30 Uhr bis 6 Uhr Nachtruhe.
Problematisch ist jedoch die sanitäre Situation. Vorerst müssen die Flüchtlinge Duschen und Toiletten des benachbarten Columbiabades nutzen. In den nächsten Tagen sollen Container neben dem Hangar aufgestellt werden. Um die medizinische Versorgung kümmert sich nach der Ersterfassung der Flüchtlinge das Medizinische Katastrophen-Hilfswerk MHW, das neben dem Hangar einen Stützpunkt aufbaut.
