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Flüchtlingskrise Flüchtlingskrise: Thilo Sarrazin beklagt "kulturfremde Einwanderung" im Übermaß

Von Christine Meyer 16.09.2015, 08:15
Thilo Sarrazin
Thilo Sarrazin dpa Lizenz

Köln - Im Jahr 2010 gehörte Thilo Sarrazin zu den umstrittensten Persönlichkeiten Deutschlands. Mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ hatte er viel Diskussionsstoff geliefert. Der ehemalige Berliner Finanzsenator stellte die These auf, die Zuwanderung aus islamischen Ländern stelle ein Problem für Deutschland dar - auch unter dem Gesichtspunkt der sinkenden Geburtenraten der einheimischen Bevölkerung.

Sarrazin wurde Fremdenfeindlichkeit und auch falscher Umgang mit Statistiken vorgeworfen. Seinen Posten als Bundesbankvorstand gab der SPD-Politiker unter öffentlichem Druck auf.

Angesichts der Flüchtlingskrise fühlt sich Thilo Sarrazin in seinen Thesen nun bestätigt. Die Geburtenarmut sei stärker geworden, die Radikalisierung des Islam gehe weiter, das Bildungsgefälle werde größer.

Indirekt unterstellt Sarrazin, ein Großteil der nach Deutschland strebenden Flüchtlinge wollten vor allem der Armut entkommen: Wenn die Menschen den Nordirak oder die Türkei erreicht hätten, seien sie bereits in Sicherheit. „Wenn sie sich entscheiden, nach Deutschland zu gehen, spielen andere Gründe eine Rolle. Es ist eben angenehmer, Flüchtling in Hannover als in Erbil zu sein“, so Sarrazin in einem Interview mit der „Zeit“.

Mauern und Zäune

Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei zu begrüßen, aber die derzeitige Flüchtlingsentwicklung nicht gut für Deutschland. Das deutsche Gesellschaftsmodell sei bedroht von „ungeregelter, kulturfremder Einwanderung im Übermaß“.

Sarrazin plädiert für stärkere Grenzkontrollen und den Bau von Mauern und Zäunen, denn „das chinesische Reich hat seine Kultur entwickelt hinter einer 10.000 Kilometer langen und 1800 Jahre währenden Mauer“. Auch den Römern habe der Limes 400 Jahre gute Dienste geleistet. Flüchtlingsboote müssten aufgebracht werden und die Flüchtlinge systematisch wieder an der afrikanischen Küste abgesetzt werden.

Auch an den europäischen Nachbarn lässt Sarrazin kein gutes Haar. Er würde Griechenlandhilfen nur auszahlen, wenn das Land sich ans Dublin-Abkommen halte. In einem Punkt dürfte die deutsche Regierung Sarrazin zustimmen: Die östlichen EU-Nachbarn müssten mehr Flüchtlinge aufnehmen. Auch sollten Asylbewerber vom Westbalkan sofort wieder zurückgeschickt werden.

An den Medien kritisiert Sarrazin, der nach eigener Auskunft keine Nachrichten mehr sieht, sie würden durch „emotionale und völlig einseitige Berichterstattung“ gewaltigen Meinungsdruck aufbauen. Dabei sei das untere Ende des Arbeitsmarkts massiv durch Migranten bedroht.