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EU-Bürokratie EU-Bürokratie: Streit um Käse und Karlsbader Oblaten

24.11.2005, 19:24

Brüssel/MZ/dr. - Enteignet und vertrieben

Tschechien hatte nämlich beantragt, die Begriffe "Karlsbader Oblaten" und "Olmützer Quargeln" schützen zu lassen - so wie Parma-Schinken oder Feta-Käse. Prompt reagierten die deutschen Abgeordneten wie der CSU-Politiker Bernd Posselt, der zunächst kundtat: "Ich verstehe etwas vom Essen" und sodann die Nachkriegsgeschichte zitierte. Die berühmten Oblaten, eine Waffel-Spezialität, wurden nämlich vor 1945 im westböhmischen Bäder-Dreieck Karlsbad-Marienbad-Franzensbad hergestellt, ehe die Bäckerin Marlene Hackspacher-Wetzel ohne Entschädigung enteignet und vertrieben wurde. Sie ließ sich im schwäbischen Dillingen nieder, von wo aus die Waffeln heute in alle Welt vertrieben werden. Joachim Wuermeling, auch für die CSU im Europa-Parlament, ergänzt, es wäre eine "unakzeptable späte Ungerechtigkeit" gegenüber den Vertriebenen, wenn die Bezeichnung "Karlsbader Oblaten" geografisch verengt würde.

Trick zur Lösung

Derweil bricht die nächste Runde des Streits in Österreich aus, denn der Käse "Olmützer Quargel" wird ebenfalls kaum noch in Tschechien, sondern vor allem in der Alpenrepublik hergestellt. Die Geschichte ist vergleichbar, so dass der Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Gerhard Zeihsel, dazu aufgerufen hat, "gegen diesen Versuch einer weiteren Enteignung aufzutreten". Die Lösung, so heißt es bei den kulinarischen Kombattanten nun, könne in einem Auslegungstrick der EG-Verordnung 208 1 / 92 liegen. Man könne mit dem Begriff ja die Herstellung schützen, ohne die Ortsangaben auch geografisch verstehen zu müssen. Damit wäre allen gedient.