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Einsatz der Bundeswehr in Syrien Einsatz der Bundeswehr in Syrien: Ein Mandat aus der Hölle

Von Markus Decker 01.12.2015, 15:53
Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51.
Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51. AP Lizenz

Berlin - Im Eilverfahren will die große Koalition aus CDU/CSU und SPD den Einsatz der Bundeswehr im Syrien-Krieg auf den Weg bringen. Am heutigen Mittwoch wird der Antrag, den die Bundesregierung am Dienstag beschlossen hat, ins Parlament eingebracht. Bereits am Freitag soll der Bundestag das Mandat beschließen, das die Entsendung von bis zu 1200 Soldaten vorsieht.

Zu ihren Aufgaben zählt die Luftaufklärung mit sechs Tornado-Flugzeugen, Luftbetankung von Einsatzflugzeugen anderer Nationen sowie der Begleitschutz für einen französischen Flugzeugträger. Die „einsatzbedingten Zusatzkosten“ der für zunächst ein Jahr geplanten Mission werden auf 134 Millionen Euro veranschlagt. Die Opposition erhebt dagegen schwere politische und juristische Bedenken. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind 45 Prozent der Bürger für und 39 Prozent gegen den Einsatz.

Ein Kampfeinsatz ist nicht vorgesehen. Die deutschen Soldaten sollen den „Kampf gegen den Terrorismus im Rahmen der Allianz gegen den IS“ unterstützen. Im Mandatstext heißt es allerdings: „Die eingesetzten Kräfte haben zur Durchsetzung ihrer Aufträge das Recht zur Anwendung militärischer Gewalt.“ Das umfasse den eigenen, aber auch den Schutz „anderer Partner“ sowie „Nothilfe“.

„Weit über zehn Jahre“

Außenminister Frank-Walter Steinmeier rechnet mit einem langen Einsatz. „Gegen einen Gegner wie den IS brauchen wir einen langen Atem“, sagte er der „Bild“. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Andre Wüstner, glaubt, dass der Kampf gegen den IS „weit über zehn Jahre“ andauern werde.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hob die Bedeutung der deutschen Aufklärungsflugzeuge für den Einsatz in Syrien hervor. Sie dienten nicht nur der Bestimmung militärischer Ziele aus der Luft. Sie hätten auch die Aufgabe, die Bevölkerung „und diejenigen, die gegen den IS kämpfen am Boden zu schützen.“

Der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Jung sagte gegenüber ntv, dass es nicht ausreiche, den IS aus der Luft zu bekämpfen. Deshalb unterstütze Deutschland die kurdischen Peschmerga-Kämpfer. Die Zahl der deutschen Ausbilder soll Jung zufolge von 100 auf 150 erhöht werden. Einen Einsatz eigener Bodentruppen lehnt die Bundesregierung strikt ab.

Bei den Grünen zeichnet sich ein Nein ab

Die Linkspartei hat bisher Bundeswehr-Einsätzen eine Absage erteilt, zumal den Kampfeinsätzen. Allerdings begrüßte Fraktionschefin Sahra Wagenknecht zuletzt französische Überlegungen, Streitkräfte des syrischen Regimes am Kampf gegen die Terrormiliz IS zu beteiligen. „Krieg und Bomben schaffen keinen Frieden“, sagte sie. „Es wäre dennoch zu begrüßen, wenn sich Frankreich mit diesem Vorstoß zumindest von der Strategie verabschiedet, an der Seite von USA und Nato unliebsame Regime mit militärischen Mitteln zu destabilisieren und nach Möglichkeit zu stürzen.“

Bei den Grünen verhält es sich anders. Sie schwankten bei militärischen Fragen immer wieder. Oft lief es auf ein geteiltes Abstimmungsverhalten und zahlreiche Enthaltungen hinaus. Freilich machen Enthaltungen einen unentschlossenen Eindruck. Auch so erklärt sich nun wohl das sich abzeichnende mehrheitliche Nein. Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter beklagte, dass eine wasserdichte Rechtsgrundlage für den Syrien-Krieg fehle: „Dieser Einsatz hat auch kein politisches Ziel, kein politisches Konzept, und deswegen ist er unverantwortbar.“

Das Dilemma zwischen der Solidarität mit Frankreich und den Bedenken, was den Sinn des Einsatzes angeht, lässt sich nicht wegreden. Ein grüner Bundestagsabgeordneter sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ deshalb: „Das ist ein Mandat aus der Hölle.“