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Die Linke Die Linke: Petra Sitte führt nun die Geschäfte

Von Markus Decker 09.10.2013, 18:18
Petra Sitte ist neue Parlamentsgeschäftsführerin.
Petra Sitte ist neue Parlamentsgeschäftsführerin. Bauer Lizenz

Lübben/MZ. - Petra Sitte hatte niemand auf dem Zettel. Zwar ist die 52-Jährige politisch sehr erfahren. Sie war 15 Jahre lang Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt und gehört seit 2005 dem Bundestag an, zuletzt als stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion. Doch dass die in Dresden geborene Wahl-Hallenserin zur Parlamentarischen Geschäftsführerin aufsteigen könnte - damit hatte keiner gerechnet. Schließlich waren andere Namen gehandelt worden: Caren Lay etwa, Stefan Liebich oder Jan Korte.
Die Personalie Sitte ist Ausdruck jenes linken Gesamtpakets, von dem bei der Fraktions-Klausurtagung unweit von Lübben im Spreewald die ganze Zeit die Rede war und bei dem es im Kern um viel prominentere Namen ging.

Ein "njet" für Sahra Wagenknecht

Eigentlich hatten die Fundamentalisten unter den 64 neu gewählten Parlamentariern die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht als gleichberechtigte Fraktionschefin neben Gregor Gysi platzieren wollen. Doch Gysi und seine Anhänger signalisierten: njet. Der 65-Jährige soll intern mit Rückzug gedroht haben für den Fall, dass das Wagenknecht-Lager auch nur den ernsthaften Versuch unternimmt.

Die Gefährtin des einstigen Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine signalisierte denn auch frühzeitig, dass sie es so weit nicht kommen lassen werde. Fortan wurde jenes Gesamtpaket geschnürt, in dem sich alle Strömungen wiederfinden können: die Fundamentalisten, die Reformer und die Zentristen um Parteichefin Katja Kipping.

Es gab endlose Gespräche - in kleineren und in größeren Runden. Es gab überdies endlose Zweifel - kleinere und größere. Am Mittwochabend stand das Paket. Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass niemand damit so richtig glücklich ist. Weil es sich um ein Paket aus Kompromissen handelt.

Fraktionsvorsitzender bleibt Gysi. Auf ihn entfielen 80,6 Prozent der Stimmen. Der alte Fahrensmann wies zu Beginn der Tagung erneut darauf hin, welche Verantwortung es mit sich bringe, dass die Linke als drittstärkste Fraktion nun aller Voraussicht nach die Opposition im Bundestag anführt - wenn auch bloß mit kläglichen 8,6 Prozent der Stimmen.

Gysis erste Stellvertreterin wird Wagenknecht - mit nur 66,1 Prozent. Direkt dahinter kommt Dietmar Bartsch als Stellvertreter für besondere Aufgaben. Es gibt also keine Doppelspitze, sondern eine Art linkes Führungstrio. Dazu gesellen sich sechs weitere stellvertretende Fraktionschefs mit thematischen Schwerpunkten. Korte ist einer von ihnen.

83,9 Prozent für Petra Sitte

Schließlich ist da noch Petra Sitte, die mit 83,9 Prozent besser abschnitt als Gysi und Wagenknecht. Sie hat die Fraktion nach innen zu organisieren und im Wettbewerb mit den anderen Parlamentarischen Geschäftsführern nach außen zu vertreten. Leicht wird das nicht. Sollte es, wie erwartet, zur Großen Koalition kommen, verträte die Opposition nicht einmal 20 Prozent der Mandate, könnte weder Sondersitzungen noch Untersuchungsausschüsse beantragen. Da heißt es: Ellbogen ausfahren! Eine große Herausforderung für eine kleine Frau, die darauf gar nicht vorbereitet war.

Der Fraktionschef der Partei Die Linken, Gregor Gysi, nimmt in Bersteland (Brandenburg) an der Wahl teil.
Der Fraktionschef der Partei Die Linken, Gregor Gysi, nimmt in Bersteland (Brandenburg) an der Wahl teil.
dpa Lizenz