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Deutsche Geiseln im Irak Deutsche Geiseln im Irak: «Bitte helfen Sie uns»

09.04.2006, 14:06
Die beiden im Irak entführten deutschen Geiseln René Bräunlich (l.) und Thomas Nitzschke haben in einem dramatischen Appell an die Bundesregierung um Hilfe gebeten. (Foto: dpa)
Die beiden im Irak entführten deutschen Geiseln René Bräunlich (l.) und Thomas Nitzschke haben in einem dramatischen Appell an die Bundesregierung um Hilfe gebeten. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - In einem dramatischen Appell haben die beiden im Irak entführten Deutschen René Bräunlich und Thomas Nitzschke die Bundesregierung um Hilfe gebeten. «Wir sind jetzt seit über 60 Tagen hier gefangen. Wir sind am Ende unserer Nerven. Bittehelfen Sie uns. Wir halten es nicht mehr länger aus. Bitte helfen Sie uns», sagte Nitzschke in seiner etwa 10 Sekunden dauernden Botschaft, die auf einer islamistischen Internetseite verbreitet wurde.

Die Entführer stellen angeblich ein letztes Ultimatum. Auf der indem Videoausschnitt im Hintergrund gezeigten schwarzen Schrifttafelsteht in Arabischer Schrift auch: «Im Namen Gottes des BarmherzigenBataillon der Unterstützer des Tawhid und der Sunna.» Bräunlich undNitzschke tragen auf dem Video inzwischen Bärte. Sie machen einenerschöpften Eindruck.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestätigte am Sonntagabend,dass es eine neue Video-Botschaft von den beiden Deutschen gibt. Siesagte in Berlin: «Das Video, was wir von den Geiseln erhalten haben,werden wir jetzt intensiv auswerten.» Damit betraut seienBundeskriminalamt (BKA) und Bundesnachrichtendienst (BND).

Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes werde voraussichtlich amMontagmorgen dann die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen.Merkel versicherte, dass «wir alles in unserer Macht Stehende tun, umdas Leben der Geiseln zu retten und die Geiseln wieder frei inDeutschland zu haben». Die Arbeit zur Befreiung der Geiseln werde wiein den vergangenen Wochen und Monaten «intensiv fortgesetzt».

Das Video tauchte zweieinhalb Monate nach der Entführung auf einerislamistischen Internetseite auf und stammte offensichtlich vom 28.März. Seit der Entführung der beiden Leipziger am 24. Januar sindinzwischen 75 Tage vergangen. Die Mutter Bräunlichs, IngeborgBräunlich, bestätigte am Sonntag, dass das Bundeskriminalamt sie überdas neue Video informiert habe. Die Beamten wollten zunächst das Band- es ist insgesamt das vierte Video - noch auswerten.

Die Entführer drohen nach weitergehenden Presseberichten in einem«letzten Ultimatum», die beiden Deutschen zu töten, wenn nichtirakische Gefangene der US-Streitkräfte frei gelassen würden. In derschriftlichen Erklärung heißt es den Berichten zufolge: «Falls ihrunsere Forderungen nicht erfüllt, die gefangenen Männer und Frauenaus den Gefängnissen freizulassen und nicht jegliche Unterstützungfür die Amerikaner und ihre Helfer aufgebt ... wird ihnen sofort diegerechte Strafe widerfahren.»

Die beiden Leipziger Bräunlich (32) und Nitzschke (28) waren inder nordirakischen Region um die Stadt Baidschi von Bewaffnetenentführt worden. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt bemüht sichseitdem um eine Lösung. Das bislang jüngste Lebenszeichen in Formeiner Videobotschaft stammt von Anfang Februar.

Ingeborg Bräunlich, sagte, die BKA-Beamten wollten sie nach derAuswertung des Bandes nochmals anrufen. «Eine Bestätigung von denBehörden ist mir schon wichtig. Es gab ja schon einmal eine Ente»,sagte sie. Angesichts der Nachrichten zeigte sie sich aber vollerHoffnung: «Als ich von dem Video gehört habe, habe ich mich gleichans Internet gesetzt.» Das sei derzeit auch ihre einzigeInformationsquelle.

Nach dem neuen Lebenszeichen von Bräunlich und Nitzschke wollensich Angehörige, Freunde und Kollegen am Montag in der LeipzigerNikolaikirche bei einem Friedensgebet mit besonderem Nachdruck fürdie Freilassung der beiden einsetzen. Danach ist die 21. Mahnwachegeplant.