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CSU CSU: Wer zieht den Schwarzen Peter?

Von Brigitte Caspary 07.10.2011, 14:31
Die CSU-Politiker Peter Gauweiler (li.) und Peter Ramsauer (FOTO: DPA)
Die CSU-Politiker Peter Gauweiler (li.) und Peter Ramsauer (FOTO: DPA) dpa

Nürnberg/dapd. - Hatte der 62 Jahre alte frühere bayerischeUmweltminister lange Zeit politisch eher die zweite Geige gespielt,wird er am Freitag zum Auftakt des Parteitags sofort vonJournalisten und Kamerateams umringt.

Denn seit er im September seine Kandidatur um einen der vierPosten als stellvertretender Parteivorsitzender bekannt gegeben hat,ist er für manche Delegierten wieder zum politischen Schwergewichtgeworden.

«Ich finde es richtig, dass er kandidiert», erklärt die49-jährige Ute Nicolaisen-Mai, die für den Kreisverband StarnbergerLand nach Nürnberg gereist ist. In einer Demokratie sollte esschließlich selbstverständlich sein, dass für einen Posten mehrereKandidaten zur Auswahl stehen. Da Gauweiler jedoch eine «strittige,prägnante» Person sei, müsse die Partei schon überlegen, ob sie ihnan ihrer Spitze wirklich haben wolle, betont sie.

Während die Wiederwahlen von Barbara Stamm und Beate Merk alsPartei-Vize als ebenso sicher gelten wie der Einzug des bisherigenStaatssekretärs Christian Schmidt für den Europaabgeordneten IngoFriedrich, ist Gauweilers Kandidatur zum persönlichen Duell gegenden vierten Stellvertreter von Ministerpräsident Horst Seehofer,Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, hochgespielt worden.

«Gauweiler ist eher ein Strohfeuer»

Ein Duell, das nach Auffassung von Maximilian Lederer schädlichfür die Partei ist. «Das ist schade und stört mich, weil beidePolitiker für die CSU wichtig wären und einer durch eine Niederlagebeschädigt wird», betont der 23-Jährige aus den BerchtesgadenerLand. Zwar teilte er die Euro-Skepsis von Peter Gauweiler - seineStimme werde er aber Peter Ramsauer geben. «Ramsauer steht fürkontinuierliche Politik, Gauweiler ist dagegen eher ein Strohfeuer»,erklärt er.

Ein gefährliches, wie die Delegierte Stefanie von Winning findet.«Er schürt Angst», erzählt die 49-Jährige, weil er gegen Europahetze. Zwar sei die Euro-Krise zweifellos «fulminant». «Aber wirbrauchen mehr Europa und nicht weniger», betont sie.

Gauweiler nur auf seine eurokritische Haltung festzulegen, hältder 33-jährige Andreas Meier vom Kreisverband Neustadt an derWaldnaab in der Oberpfalz für falsch. «In der Partei herrscht einegewisse Sehnsucht nach konservativen Grundwerten, nach derRückbesinnung auf traditionelle Werte, die in den vergangenen Jahrenvernachlässigt wurden», erzählt er. Und für diese Werte stehe seinerMeinung nach Gauweiler. «Er würde das konservative Lager in derPartei gut bedienen», sagt Meier. Und deshalb werde er ihm wohl auchseine Stimme geben.

Gauweiler selbst wirkt vor der für den (morgigen) Samstagangesetzten Abstimmung zuversichtlich. Er gehe mit guten Erwartungenin die Auseinandersetzung und sei neugierig, wie sich die Sacheentwickle, erzählt er. Dass seine Kandidatur als Kampfansage anRamsauer aufgefasst wird, stört ihn nicht. «Man muss es hinnehmen»,sagt er knapp. Ärger verspüre er darüber jedenfalls nicht. Und esstöre ihn auch nicht, dass er oder Ramsauer den Parteitag alsVerlierer verlassen könnten. «Auf dem Schlachtfeld gibt esgelegentlich Verletzte», entgegnet er kurz. Das habe schonFranz-Josef Strauß so gesagt.