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Chile Chile: Ex-Diktator Pinochet ist gestorben

10.12.2006, 18:29

Santiago de Chile/dpa. - Noch am Morgen hatten die Ärzte desMilitärkrankenhauses in Santiago mitgeteilt, der Patient befinde sichnach dem Infarkt vom vergangenen Wochenende weiter auf dem Weg derBesserung. Dann aber habe Pinochet einen Rückfall erlitten und sei um18.15 Uhr MEZ auf der Intensivstation gestorben. In Santiago undanderen Städten versammelten sich Anhänger und Gegner des ehemaligenMachthabers. Präsidentin Michelle Bachelet, selbst Opfer Pinochets,muss nun entscheiden, ob der Verstorbene ein Staatsbegräbnis alsehemaliger Staatschef erhält oder nur mit militärischen Ehrenbeigesetzt wird.

Vor dem Militärkrankenhaus sangen Menschen die Nationalhymne undhielten Fotos von Pinochet mit der Aufschrift «inmortal»(unsterblich) in die Höhe. «Für mich ist mein Vater gestorben», sagteeine junge Frau unter Tränen im chilenischen Fernsehen. «1973 hat eruns vor dem Kommunismus und dem Marxismus gerettet und nun haben ihndie Linken verraten», meinte eine andere. Gemeint ist diestrafrechtliche Verfolgung Pinochets wegen massiverMenschenrechtsverbrechen während seiner Diktatur (1973-1990) undwegen Steuerhinterziehung. Zum Zeitpunkt seines Todes stand Pinochetin drei Verfahren wegen Menschenrechtsverbrechen unter Anklage und ineinem wegen Steuerhinterziehung. Eine Entschuldigung bei den Opfernhatte er bis zum Schluss verweigert.

Vor dem Präsidentenpalast La Moneda versammelten sich unterdessenAngehörige von Opfern der Pinochet-Diktatur vor dem Denkmal für den1973 von Pinochet gestürzten Präsidenten Salvador Allende. Sie hattenbis zuletzt dafür gekämpft, dass Pinochet sich wegen der zahlreichenMenschenrechtsverbrechen vor Gericht verantworten muss. DieStrafverfolgung in Chile hatte 2000 begonnen, nachdem Pinochet ausbritischem Hausarrest (er war auf Grund eines spanischen Haftbefehlsfestgenommen worden) in die Heimat zurückgekehrt war. Jedoch konnteer mit Hilfe von Gutachten, die ihm Verhandlungsunfähigkeitbescheinigten, eine Verurteilung verhindern. Unter seiner Herrschaftwurden etwa 3500 Regimegegner und Andersdenkende umgebracht oderverschwanden für immer. Zehntausende wurde gefoltert undHunderttausende ins Exil getrieben.

Pinochet war am Sonntag vor einer Woche mit akuten Herzbeschwerdenin das Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Santiago gebracht worden.Die Ärzte stellten einen Herzinfarkt fest und öffneten Herzarterienmit Hilfe von Kathetern. Eine Bypass-Operation am offenen Herzenwurde als zu riskant und nicht notwendig bezeichnet. In den folgendenTagen erholte sich Pinochet so schnell von den Folgen desHerzinfarkts, dass Vertreter von Opfer- und Menschenrechtsgruppen denVorwurf erhoben, der Herzinfarkt sei nur vorgetäuscht gewesen, um derJustiz zu entgehen.