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Angebliche IS-Todesliste mit Prominenten BVB-Bus angegriffen: Verfasser von Bekennerschreiben behauptet, es gebe IS-Todesliste von Prominenten

Von Christian Wiermer 12.04.2017, 11:48
Polizeibeamte stehen am Mittwoch in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) vor dem Signal-Iduna Park.
Polizeibeamte stehen am Mittwoch in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) vor dem Signal-Iduna Park. dpa

Dortmund/Karlsruhe - War die Attacke auf den BVB-Bus ein islamistischer Terrorakt? Sind weitere Sportler oder andere Prominente in Gefahr? Oder steckt dahinter ein völlig anderes Motiv? Die Spurenlage ist genauso alarmierend wie unklar.

Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwochmorgen das Verfahren übernommen. Nach Angaben von Ermittlern gegenüber der Deutschen Presse-Agentur wird geprüft, ob es einen Zusammenhang gibt zu einem möglichen Bekennerschrieben das kurz vor Mitternacht auf der linksextremistischen Internetplattform „linksunten.indymedia.org“ veröffentlicht wurde. 

Spieler waren nicht das Ziel

Im Antifa-Duktus heißt es dort, der Bus sei mit eigens für den Anschlag angefertigten Sprengsätzen als „Symbol für die Politik des BVB“ attackiert worden, „die sich nicht genügend gegen Rassist_innen, Nazi_innen und Rechtspopulist_innen“ einsetze. Die Spieler seien zwar nicht Ziel der Tat gewesen, „jedoch taten auch sie in der Vergangenheit zu wenig für eine antifaschistische Stadionszene“. Das Schreiben endet mit den Worten: „Antifa heißt Angriff! Deutschland verrecke!“

Die Antifa indes distanzierte sich am Mittwoch von dem nach Darstellung der Aktivisten „falschen Bekennerschreiben“. Der Eintrag auf der Internetplattform „indymedia“, auf der jeder Berichte einstellen könne, sei vermutlich von Neonazis verfasst worden. Der am Dienstagabend um 23.53 Uhr im Namen der Antifa verfasste Post „Anschlag auf BVB-Bus“ sei von den Moderatoren der Seite schnell wieder gelöscht worden, „weil die Falschmeldung so offensichtlich vor inhaltlichen Fehlern strotzte und klar war, dass es ein Fake ist“. Kurze Zeit später sei ein Screenshot der gelöschten Meldung auf einem extrem rechten Internetportal unter dem Titel „Antifa bekennt sich zu Anschlag auf BVB-Bus" erschienen. „Damit dürfte auch klar sein, wer die Verfasser dieser Ente sind“, heißt es auf indymedia. 

Bekennerschreiben im Namen des „Islamischen Staats“

Der Generalbundesanwalt prüft auch eine Verbindung zur Terror-Miliz „Islamischer Staat“.  Nach Informationen des „Express“ wurden in Nähe des Anschlagortes an drei unterschiedlichen Stellen am Dienstagabend ein weiteres angebliches Bekennerschreieben gefunden.

Darin wird unter anderem auf Bundeskanzlerin Angela Merkel  auf die angeblichen Tötungen von Muslimen  durch deutsche Tornados „auf dem Boden des Kalifat“ sowie auf den von Anis Amri verübten Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember Bezug genommen.  Auch in diesem Fall ist die Echtheit völlig unklar und wird noch geprüft.

Angela Merkel wird genannt

Wörtlich heißt es in dem Pamphlet samt Rechtschreibfehlern: „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen, 12 ungläubige würden von unseren Gesegneten Brüder in Deutschland getötet. Aber anscheinend scherst du dich Merkel nicht um deinen kleinen dreckigen Untertanen. Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden. Jedoch bleiben wir standhaft durch Gnade Allahs.“ Dann wird eine angebliche „Todesliste“ des IS erwähnt: „Ab sofort stehen alle ungläubigen Schauspieler, Sänger, Sportler und Sämtliche prominente in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen auf Todesliste des Islamischen Staates. Und das solange die folgenden Forderungen nicht erfüllt werden: Tornados aus Syrien abziehen. Ramstein Air Base muss geschlossen werden.“

Unter Beteiligung von Islamwissenschaftlern wird die Echtheit des Dokuments geprüft. In Ermittlerkreisen wird nicht ausgeschlossen, dass es sich um gezielte Desinformation handelt. Laut Deutsche Presse-Agentur wird das Schriftstück in Ermittlerkreisen als ungewöhnlich bezeichnet. Auf dem Schreiben fehlten beispielsweise Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Zudem sei das Vorgehen der Täter im Vergleich zu früheren Terrorattacken mit IS-Bezug untypisch. Um 14 Uhr will sich die Generalbundesanwaltschaft auf einer Pressekonferenz äußern.