Bundesministerium für Arbeit Bundesministerium für Arbeit: Nahles diskutiert mit Jugend über Rente

Zu rot-grünen Zeiten beriet hier einst die legendäre Rürup-Kommission über die Zukunft des Sozialstaats. Nach der Bundestagswahl 2013 verhandelten die schwarz-roten Fachpolitiker am selben Ort den Koalitionsvertrag. Am Mittwoch aber bot sich im marmorgetäfelten Steinsaal des Arbeitsministeriums ein ungewohntes Bild: Rund um den großen Besprechungstisch mit Obst und Getränken nahmen 18 junge Männer und Frauen im Freizeitlook Platz. Es ging um ein umstrittenes Thema - die Rente.
„Ich finde es cool, dass bei dem Thema einmal nicht nur mit Rentnern, sondern auch mit jungen Leuten gesprochen wird“, sagte Johanna Uekermann, die Chefin der Jungsozialisten.
Auch Paul Ziemiak, der Vorsitzende der Jungen Union, lobte die Veranstaltung. Zwei Stunden lang saßen die linke 28-Jährige im Jeanshemd und der rechte 30-Jährige im blauen Pulli friedlich nebeneinander. Auch mit den übrigen Vertretern von Jugendorganisationen der Gewerkschaften, der Parteien und der Wirtschaft sei es ausgesprochen sachlich und konstruktiv abgelaufen, berichteten Teilnehmer.
Paul Ziemiak, der Vorsitzende der Junge Union, will in den Bundestag. Der Parteivorstand nominierte den 30-Jährigen einstimmig, teilte er am Mittwoch in Berlin mit. Ziemiak, der den CDU-Nachwuchs seit September 2014 führt, tritt im Wahlkreis Bochum/Herne II an. Das Direktmandat gewann dort zuletzt die SPD-Politikerin Michelle Müntefering.
Den Gedankenaustausch mit den Vertretern der jüngeren Generation hatte Hausherrin Andrea Nahles bewusst führen wollen. „Das, was wir jetzt entscheiden wollen, betrifft unmittelbar ihre Generation“, sagte die SPD-Politikerin. Mit den Arbeitgebern hat sie sich schon in vertraulicher Runde im Kanzleramt beraten. Demnächst sind die Gewerkschaften dran. Bis zum Herbst will sie ein Gesamtkonzept vorlegen.
Einfach wird das nicht
Einfach wird das nicht. Das zeigte sich auch bei dem vertraulichen Gespräch mit den Jugendvertretern. Den Vorschlag von Ziemiak, das Renteneintrittsalter mit der Lebenserwartung bis 2100 auf 70 Jahre steigen zu lassen, lehnten die Jusos entschieden ab. Sie fordern, das Rentenniveau auf 50 Prozent anzuheben. Das koste aber sehr viel Geld, wandte Nahles ein. Der Chemie- und Metallgewerkschaftsnachwuchs plädierte für den Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge. Die Verdi-Jugend sieht private Vorsorge hingegen extrem kritisch.
„Wir sind noch in der Findungsphase“, hieß es nachher aus Regierungskreisen. Einig waren sich die Teilnehmer immerhin, dass die Altersvorsorge für Solo-Selbstständige dringend verbessert werden muss. Im Herbst soll es ein weiteres Treffen geben.