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"Durchgeknallt" Briefbomben an Barack Obama Hillary Clinton: Cesar Sayoc ist offenbar fanatischer Trump-Fan

28.10.2018, 08:47
Ein Videoausschnitt zeigt die Festnahme des Verdächtigen im Fall der verschickten Briefbomben an Trump-Kritiker
Ein Videoausschnitt zeigt die Festnahme des Verdächtigen im Fall der verschickten Briefbomben an Trump-Kritiker WPLG-TV

Washington - Mit Informationen über den Mann aus Florida, der die mindestens 13 Rohrbomben an prominente Kritiker von Donald Trump verschickt haben soll, halten sich die US-Behörden bislang zurück. Doch offenkundig ist bereits, dass der am Freitag festgenommene Cesar Sayoc ein fanatischer Trump-Anhänger ist – und von Hass auf Kritiker des Präsidenten angetrieben war.

Die Scheiben seines Lieferwagens waren mit politischen Aufklebern zugekleistert – Werbung für Trump und Schmähungen von dessen Opponenten. Zu dem Dekor gehörten die mit Zielscheiben versehenen Gesichter von Ex-Präsident Barack Obama, der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und des CNN-Moderators Van Jones sowie der Slogan „CNN ist zum Kotzen“.

Wilde Spekulationen über Motiv

Obama, Clinton und der Trump-kritische Fernsehsender gehörten zu den Briefbomben-Adressaten. Auch auf mutmaßlich von Sayoc stammenden Konten in den Onlinenetzwerken wird Trump gepriesen und übel gegen dessen Gegner agitiert. Alles, was bisher über Sayoc bekannt ist, widerspricht also diametral den von rechtsgerichteten Kreisen verbreiteten Verschwörungstheorien über die Briefbomben.

 Bereits kurz nach dem Bombenalarm waren wilde Spekulationen aufgekommen, die Sprengsätze könnten aus dem Lager linker Fanatiker versendet worden sein - mit dem Ziel, das rechte Lager verantwortlich zu machen und so den Republikanern bei den bevorstehenden Kongresswahlen zu schaden.

„Durchgeknallt und sehr wütend“

Dass Sayoc Begeisterung für Trump und seine Abscheu für dessen Gegner authentisch ist, daran kann allerdings kaum ein Zweifel bestehen. Zu reichlich ist bereits das Material, das seine politische Ausrichtung dokumentiert. Der Mann aus Aventura nördlich von Miami war eingetragenes Mitglied der Republikanischen Partei. Fotos zeigen ihn auf Trump-Veranstaltungen im Florida. Im Juni veröffentlichte er im Internet einen huldigenden Geburtstagsgruß an den Präsidenten. Debra Gureghian, Managerin einer Pizzeria, für die Sayoc früher als Lieferbote arbeitete, beschreibt ihn als „durchgeknallt“.

Sayoc sei „sehr wütend“ auf die Welt gewesen - auf „Schwarze, Juden, Homosexuelle“, sagte sie der Zeitung „Washington Post“. Der Anwalt Ronald Lowy, der für Verwandte Sayocs arbeitet, hält den 56-Jährigen für „geisteskrank“.

Die Bundespolizei FBI stieß durch einen Fingerabdruck auf Sayoc, der auf einem der Briefumschläge mit den Sprengsätzen gefunden worden war. Sayoc war früher schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So wurde er wegen einer Bombendrohung gegen seinen Stromversorger zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Festgenommen wurde er auch wegen Diebstahls und häuslicher Gewalt.

Sayoc gab sich als Mitglied eines Indianerstamms aus

Sayoc hatte auch Geldprobleme. Vor sechs Jahren beantragte er laut amtlichen Dokumenten Privatinsolvenz. Lowy zufolge wohnte er offenbar seit mehr als zehn Jahren in seinem Lieferwagen. Über Sayocs Lebenslauf herrscht bislang viel Unklarheit. Die Angaben auf seinen mutmaßlichen Onlinekonten sind nicht unbedingt zuverlässig. Demnach soll Sayoc früher „professioneller Fußballspieler, Ring- und Käfigkämpfer“ gewesen sein, aber auch Tiermedizin studiert haben.

Laut Medienberichten soll er früher Reinigungs- und Cateringdienste betrieben und auch als Stripper gearbeitet haben. Sayoc gab sich selbst als Angehöriger des Seminole-Stamms aus und berichtete, dass er in einem von den Indianern betriebenen Hotel-Casino in Florida gearbeitet habe. Doch dies könnte erfunden gewesen sein.

Maximalstrafe laut US-Justizministerium bei 48 Jahren

Die Seminoles erklärten, es gebe „keine Belege“ dafür, dass Sayoc dem Stamm angehöre und für sie gearbeitet habe. Ein Cousin Sayocs sagte der „Washington Post“, dessen Vater stamme aus dem Philippinen, seine Mutter sei italienischer Herkunft. Festgenommen wurde Sayoc auf einem Parkplatz in Plantation, einem Vorort von Fort Lauderdale im Südosten Floridas.

Fernsehbilder von seiner Festnahme zeigen einen muskulösen Mann mit kurzgeschorenem Haar. Bereits kurz nach seiner Festnahme wurde Sayoc formell mehrerer schwerer Verbrechen beschuldigt, darunter „Angriffe“ auf frühere Regierungsvertreter. Seine absehbare Maximalstrafe beläuft sich laut US-Justizministerium auf 48 Jahre. (afp)