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Mutmaßliche Paketbomben Paketbomben in den USA: New Yorks Gouverneur geht von einem Einzeltäter aus

26.10.2018, 17:21
Der Lieferwagen wurde vom FBI abtransportiert.
Der Lieferwagen wurde vom FBI abtransportiert. AFP

Washington - Die US-Justizbehörden gehen davon aus, dass es sich bei dem im Fall der mutmaßlichen Briefbomben festgenommenen Mann um den Täter handelt. Der Mann wurde offiziell wegen fünf Vergehen beschuldigt, wie Justizminister Jeff Sessions am Freitag in Washington mitteilte. Dazu zählten die „illegale Versendung von Sprengstoffen“ und „Drohungen gegen frühere Präsidenten“.

Medienberichten zufolge soll es sich bei dem Verdächtigen um einen polizeibekannten Mann aus der Gegend von Miami handeln, der 56 Jahre alt sein soll. Trump verurteilte die Taten. Die Festnahme des Verdächtigen erfolgte laut Medienberichten in Florida, wo ein Teil der Päckchen sichergestellt worden war.

US-Medien gaben den Namen mit Cesar Sayoc an. Fernsehbilder zeigten, wie FBI-Beamte einen weißen Lieferwagen mit einer Plane abdeckten und dann abtransportierten. Bei dem Fahrzeug soll es sich um das Auto des Verdächtigen handeln. Nahaufnahmen zeigten eine Reihe von Bildern an dem Wagen, auf denen unter anderem Trump und sein Vize Mike Pence zu sehen waren.

Nach Einschätzung des Gouverneurs von New York, Andrew Cuomo, handelte der Täter wohl allein. Das sagte Cuomo dem TV-Sender MSNBC nach Festnahme eines Verdächtigen in der Nähe von Miami am Freitag. „Eine Einzelperson kann eine Gesellschaft vergleichsweise leicht stören“, sagte Cuomo. Anleitungen zum Bau von Bomben gebe es im Internet und auch die benötigten Sprengstoffe seien recht leicht zu beschaffen.

Die Bomben seien keine Fälschungen, sie seien aber auch nicht „besonders anspruchsvoll“ gebaut, sagte Cuomo. Es sei unklar, ob bei dem Versand von mindestens zwölf verdächtigen Päckchen seit Montag absichtlich niemand verletzt wurde oder ob hier ein Amateur zugange war. „Ich wäre nicht überrascht, wenn es weitere Päckchen gibt“, sagte Cuomo. Die Ermittlungen seien „sehr schwierig“ gewesen. Die Postdienste müssten Sendungen künftig genauer durchleuchten.

Den Täter bezeichnete Cuomo als „Symptom, nicht die Krankheit“ und als „Verletzung am Körper, nicht das Virus“. An der Stimmung in den USA und der gespaltenen Gesellschaft seien politische Führer samt Präsident Donald Trump schuld, aber auch die Amerikaner selbst. „Wenn wir diesen Politikwahn, diese Glut, den Groll oder Hass nicht stoppen, werden wir ihn wieder erleben.“ Die Amerikaner hätten gelernt, sensibler mit sexuellen Übergriffen und Rassismus umzugehen, dasselbe müsse nun auf politischer Ebene geschehen.

Mehrere Kritiker des US-Präsidenten waren die Adressaten der Pakete

Seit Montag waren insgesamt zwölf der potenziell gefährlichen Sendungen an Kritiker von Präsident Donald Trump aufgetaucht. Zu den Adressaten gehörten unter anderen der frühere Präsident Barack Obama, Ex-Vizepräsident Joe Biden, die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, der Multimilliardär George Soros und der Hollywoodstar Robert de Niro. Zuletzt waren am Freitag zwei weitere der potenziell gefährlichen Sendungen abgefangen worden. Sie waren an den früheren Nationalen Geheimdienstdirektor James Clapper sowie den Senator Cory Booker von den oppositionellen Demokraten gerichtet.

Die Sendung an Clapper trug die Adresse des New Yorker Sitzes von CNN, wie der Fernsehsender berichtete. Clapper tritt bei dem Trump-kritischen Medium als Experte auf. Auch eine der zuvor aufgetauchten mutmaßlichen Briefbomben war an CNN in New York adressiert. In diesem Fall war sie für den Ex-Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, John Brennan, bestimmt. Er ist ebenfalls für den Sender tätig.

Niemand wurde durch die mutmaßlichen Sprengsätze verletzt. Weiterhin war auch unklar, ob die in großen und gepolsterten Briefumschlägen und relativ simplen Apparaturen überhaupt funktionsfähig waren. Neben New York gehörten die Bundesstaaten Delaware, Florida, Maryland und die Westküstenmetropole Los Angeles zu den Orten, an denen die verdächtigen Briefe abgefangen wurden. Die Sendungen trugen als falschen Absender den Namen der Kongressabgeordneten Debbie Wasserman Schultz aus Florida. Sie leitete früher die Parteizentrale der Demokraten.

Donald Trump beklagt sich über „dieses Bombenzeugs“

Trump beklagte, dass der Bombenalarm seiner Republikanischen Partei in der Schlussphase des Wahlkampfs für die Kongresswahlen am übernächsten Dienstag schade. „Dieses Bombenzeugs“ habe zur Folge, dass sich die Dynamik zugunsten seiner Partei „stark verlangsamt“ habe, weil es in den Nachrichten nicht mehr um „Politik“ gehe, schrieb er kurz vor der Bekanntgabe der ersten Festnahme im Kurzbotschaftendienst Twitter. Dies sei „sehr bedauerlich“. 

Trump sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, dass er mit seiner aggressiven Rhetorik gegen seine Kritiker zur Vergiftung des politischen Klimas im Land beitrage - und somit eine indirekte Mitverantwortung für politisch motivierte Gewalttaten trage. Trump konterte darauf, indem er die Hauptverantwortung für die extreme politische Polarisierung den so genannten Mainstream-Medien zuwies. (afp) 

Auch in Manhattan war die Polizei am Mittwoch wegen der Bomben im Einsatz.
Auch in Manhattan war die Polizei am Mittwoch wegen der Bomben im Einsatz.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA