Bremen Bremen: Prominenz prägt den 32. Evangelischen Kirchentag

Bremen/dpa. - Zu den Gästen zähltenweitere Kabinettsmitglieder und Bundespräsidenten-Kandidatin GesineSchwan. Merkel warnte bei einer Diskussion über Menschenwürde undDemokratie, eine freiheitliche Gesellschaftsordnung alsselbstverständlich zu betrachten. «Freiheit muss gelebt werden»,sagte die Kanzlerin.
Sie appellierte an die Menschen, nicht der Gefahr der Konformitätzu erliegen. Notwendig sei auch in einem freiheitlichen Rechtsstaatder Mut, für seine Werte und politischen Grundüberzeugungeinzustehen. Merkel erhielt immer wieder Applaus der rund 10 000Menschen in dem völlig überfüllten AWD-Dome. Steinmeier hatte bereitsam Mittwoch zum Auftakt einer rücksichtslosen Ellenbogen-Gesellschafteine strikte Absage erteilt. Für den Donnerstagnachmittag war ereingeladen zu einer Diskussion über «Menschenwürde in einersolidarischen Weltgemeinschaft».
Am Mittwoch waren zum Auftakt des Glaubensfestes nachVeranstalterangaben rund 300 000 Besucher nach Bremen gekommen.Bundespräsident Horst Köhler rief in seinem Grußwort die Menschendazu auf, sich für eine solidarische und gerechte Welt einzusetzen.«Jeder kann seinen Beitrag leisten, die Welt ein bisschen besser zumachen.» Im Kampf gegen Armut und Klimawandel müssten allezusammenarbeiten, der Egoismus müsse überwunden werden. «Wir wollenaufhören auf Kosten anderer zu leben.»
Rückblickend auf den Fall der Mauer vor 20 Jahren würdigte dieKanzlerin am Donnerstag den Einsatz vieler Menschen für denfriedlichen Wandel. Denen, die sich in der DDR für Demokratieeingesetzt hätten, gelte es heute Respekt zu zollen. Insgesamt müsseder Beitrag der DDR-Bevölkerung gewürdigt werden. Ein Prozent habefür die Staatssicherheit gespitzelt. Die übrigen 99 Prozent hättenversucht, gute Werte zu leben. Nach Auffassung von Merkel kannDemokratie nicht von heute auf morgen gelingen. In Deutschland seisie erst in einem sehr langen Prozess erlernt worden.
Europa muss nach Ansicht von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble(CDU) Verantwortung für Afrika übernehmen. Europa habe mehr alsandere Regionen der Welt zur Globalisierung beigetragen, sagte derMinister bei einer Veranstaltung zur europäischen Flüchtlingspolitik.Daher werbe er für ein gemeinsames europäisches Vorgehen. Zu Kritikdes Vereins Pro Asyl an Ländern wie Italien, die auf hoher SeeFlüchtlinge in Lebensgefahr von den Küsten abweisen und nach Libyenzurückschicken, äußerte Schäuble sich vorsichtig. «Wenn jemand inSeenot ist, muss er gerettet werden. Da gibt es keine Einschränkung,gar nichts.» Dennoch betonte er, sich nicht zum Ankläger andererLänder machen zu wollen.
Schwan setzte sich bei einer Veranstaltung zum Thema «Aufstiegdurch Bildung» für Chancengleichheit aller sozialen Schichten ein.Das Bemühen um bessere Bildung dürfe sich nicht einseitig auf dasFördern von Eliten beschränken.
Am Abend wollten Altbundeskanzler Helmut Schmidt und WeltbankchefRobert Zoellick über Verantwortung in der globalen Krise sprechen.Zehntausende Besucher wurden am Abend erwartet zu Konzerten unterfreiem Himmel.
Kirchentagspräsidentin Karin von Welck sprach am Donnerstag voneinem gelungen Auftakt des bis Sonntag dauernden Glaubensfestes mitrund 100 000 Dauerteilnehmern. Als roter Faden zeichne sich die Frageab, wie jeder einzelne Verantwortung übernehmen könne für dieGestaltung von Welt und Gesellschaft. Neben den politischen Debattenfinden religiöse Veranstaltungen großen Zulauf. Bereits am ersten Tagkamen rund 25 000 Menschen zu Bibelarbeiten. Positiv angenommen werdeauch das Kinderzentrum und das bisher größte Jugendzentrum auf einemKirchentag, hieß es.
In der Bremer Innenstadt herrschte am Eröffnungsabend eineausgelassene Stimmung. Maskentänzer, Stelzenkünstler und Sambagruppenheizten dem Publikum ein. Auf zahlreichen Bühnen traten Chöre undBands auf, darunter die Pop-Sängerin Stefanie Heinzmann.