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Bevölkerung Bevölkerung: Deutschland allein zu Haus

Von Katja Tichomirowa 11.07.2012, 09:46
Singles unterhalten sich im Nürnberg-München-Express eine Rose während der Singleparty mit dem Motto Flirten bei Tempo 200. Während der dreistündigen Hin- und Rückfahrt zwischen Nürnberg und München besteht für die 64 Teilnehmer in zwei Altersgruppen die Möglichkeit sämtliche Flirtpartner kennenzulernen. (FOTO: DPA)
Singles unterhalten sich im Nürnberg-München-Express eine Rose während der Singleparty mit dem Motto Flirten bei Tempo 200. Während der dreistündigen Hin- und Rückfahrt zwischen Nürnberg und München besteht für die 64 Teilnehmer in zwei Altersgruppen die Möglichkeit sämtliche Flirtpartner kennenzulernen. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/MZ. - Über die missliche Lage, sich ohne Begleitung durch den Großstadtdschungel schlagen zu müssen, sang Marlene Dietrich schon in den 20ern. „Allein in einer großen Stadt“ war das Lebensgefühl der Moderne. In der postmodernen deutschen Großstadt hat sich daran nichts geändert. Allgemein gilt: Je größer der Wohnort, desto höher die Quote der Alleinlebenden. In Frankfurt und Köln beträgt der Anteil der Alleinlebenden an der Gesamtbevölkerung 28, in Berlin 31 Prozent. Im gesamten Bundesgebiet teilt inzwischen jeder fünfte Deutsche dieses Schicksal – der höchste jemals ermittelte Stand.

Arm und allein

15,9 Millionen Alleinlebende gab es 2011 in Deutschland. Bezogen auf alle Personen in Privathaushalten (am Hauptwohnsitz) waren das rund 20 Prozent der Bevölkerung. Vor 20 Jahren waren es mit 11,4 Millionen lediglich 14 Prozent. Das Statistische Bundesamt formulierte es am Mittwoch so: „Das Alleinleben ist über alle Altersgruppen hinweg ein fester Bestandteil der Lebenswirklichkeit geworden.“ Eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahrzehnten angehalten hat und sich weiter fortsetzt. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern weisen mit einer Alleinlebendenquote über 40 Prozent die höchsten Werte auf.

Auch die Zahl der Ehescheidungen ist weiter gestiegen. Inzwischen ist jede dritte Eheschließung kein Bund für’s Leben mehr. Von 1000 bestehenden Ehen wurden im vergangenen Jahr 11 geschieden. 1992 endeten nur sieben von 1000 Ehen vor dem Scheidungsrichter. 148200 minderjährige Kinder waren 2011 von der Ehescheidung ihrer Eltern betroffen.

Wer zu welcher Zeit seines Labens allein lebt, hat das Statistische Bundesamt ebenfalls ermittelt. In jungen und mittleren Jahren sind es demnach vor allem Männer, die einen Einpersonenhaushalt führen. Im höheren Alter sind es dagegen die Frauen, die häufiger als Männer allein leben. Die Altersstufe, ab der sich das Verhältnis der Geschlechter umkehrt liegt bei 58 Jahren. Knapp zwanzig Prozent der Frauen dieses Alters leben allein.

Die Formel „arm und allein“ gilt für die Mehrheit der Alleinlebenden, besonders aber für allein lebende Männer. Sie beziehen überdurchschnittlich häufig staatliche Transferleistungen und sind stärker als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung von Armut bedroht.

Nur 74 Prozent der allein lebende Männer im Alter zwischen 35 und 64 Jahren gingen 2011 einer Erwerbstätigkeit nach. Nicht allein lebende Männer dieser Altersstufe sind dagegen zu 85 Prozent berufstätig. Etwas anders stellt sich die Lage der allein lebende Frauen dar. Sie sind mit 71 Prozent genau so häufig berufstätig wie nicht allein lebende Frauen.

Insgesamt aber sind die Single-Haushalte nach den Alleinerziehenden diejenigen mit der höchsten Armutsgefährdungsquote. 2009 lag sie nach einer EU-Statistik mit 30 Prozent fast doppelt so hoch wie die des Bevölkerungsdurchschnitts (15,6 Prozent).

Wer das Alleinleben aus welchen Gründen auch immer scheut, kann sich an die Migranten in Deutschland halten. Sie leben nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes deutlich seltener allein. Während 2010 rund 21 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund einen Einpersonenhaushalt führten, waren es bei den Menschen mit Migrationshintergrund nur knapp 13 Prozent.

Die klassische Familie (zwei Eltern mit mindestens einem Kind) ist unter den Migranten in Deutschland noch deutlich häufiger zu finden als unter den Deutschen ohne Migrationshintergrund.