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Attentat in Paris Attentat in Paris: Salah Abdeslam wollte sich in die Luft sprengen

18.03.2016, 16:41
Salah Abdeslam
Salah Abdeslam POLICE NATIONALE

Brüssel - Der in Brüssel gefasste mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam wollte sich nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft bei den Anschlägen am 13. November ursprünglich in die Luft sprengen. Dies habe der 26-Jährige nach seiner Festnahme am Freitag in Brüssel den belgischen Ermittlern gesagt, teilte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Samstag in Paris mit. Abdeslam habe dann aber einen Rückzieher gemacht.

Vier Monate nach der Anschlagsserie in Paris war der mutmaßliche Hauptverdächtige Abdeslam in Brüssel gefasst worden. Der Islamist wurde am Freitag bei einer Razzia der Polizei im Brüsseler Stadtteil Molenbeek am Bein verletzt und festgenommen, wie Belgien und Frankreich mitteilten. Der belgischen Staatsanwaltschaft zufolge gab es insgesamt fünf Festnahmen in Brüssel.

Abdeslam soll an der Ausführung der Pariser Attentate maßgeblich beteiligt gewesen sein. „Wir haben ihn“, twitterte der belgische Einwanderungsminister Theo Francken am Freitagabend zu Abdeslams Festnahme. Belgiens Regierungschef Charles Michel verließ vorzeitig den EU-Gipfel zur Flüchtlingskrise und berief ein Krisentreffen ein.

Auch Frankreichs Staatschef François Hollande, der sich wegen des Gipfels in Brüssel aufhielt, begab sich zu Michel. Michel und Hollande hielten am Freitagabend eine gemeinsame Pressekonferenz ab und bestätigten ebenfalls offiziell die Festnahme des derzeit meistgesuchten Mannes in Europa. Dieser Erfolg sei „äußerst wichtig im Kampf für Demokratie“ und gegen den Extremismus, sagte Michel.

Fünf Festnahmen bei drei Razzien

Der belgischen Generalstaatsanwaltschaft zufolge gab es am Freitag in Brüssel insgesamt fünf Festnahmen bei drei Razzien. Darunter seien Abdeslam sowie eine Familie, die ihm Schutz gewährt habe, sagte ein Sprecher. Hollande sagte an der Seite von Michel, Abdeslam sei formell identifiziert worden und er hoffe, dass der Verdächtige „so schnell wie möglich“ nach Frankreich überstellt werde.

Abdeslam sei „in irgend einer Form“ an den Anschlägen im November beteiligt gewesen. Insgesamt sei die Zahl der Komplizen und Helfer deutlich höher als zunächst gedacht, sagte Hollande. Für Samstag berief er ein Treffen des nationalen Sicherheitsrats ein. US-Präsident Barack Obama gratulierte Hollande und Michel zu dem Fahndungserfolg. Wie die französische Präsidentschaft sowie Michel selbst mitteilten, rief Obama die Kollegen in Europa an. „Belgien und Frankreich sind vereint im Kampf gegen den Terrorismus“, twitterte Michel und stellte ein Bild von sich neben Hollande dazu, auf dem er telefoniert.

Abdeslams Fingerabdrücke in Forest gefunden

Abdeslam, ein 26-jähriger Franzose marokkanischer Abstammung, soll eine Schlüsselrolle bei der Ausführung der Pariser Attentate gespielt haben. So soll er Mietautos und Zimmer für die Kommandos organisiert und mehrere Attentäter zum Anschlagsort gefahren haben. Nach den Attentaten mit 130 Toten floh er offenbar mit Komplizen nach Belgien.

Bei einem Einsatz in dem Brüsseler Vorort Forest Anfang der Woche wurden schließlich Abdeslams Fingerabdrücke entdeckt, wie die belgische Generalstaatsanwaltschaft am Freitag bekanntgab. Bei dem Einsatz der belgischen und französischen Polizei waren die Beamten unter Beschuss geraten, außerdem wurde ein Verdächtiger getötet.

Zu den Selbstmordattentätern von Paris gehörte auch Abdeslams Bruder Brahim. Er wurde am Donnerstag in einer zurückgezogenen Zeremonie in Brüssel beigesetzt. Bereits in der vergangenen Woche wurde ein weiterer Attentäter, Bilal Hadfi, in der belgischen Hauptstadt bestattet.

Der als Drahtzieher der Anschläge geltende Abdelhamid Abaaoud war wenige Tage nach den Anschlägen bei einem Polizeieinsatz in Saint-Denis nördlich von Paris getötet worden. (afp)