Atommüll-Transport Atommüll-Transport: Castor erreicht das Zwischenlager Gorleben
Gorleben/dpa. - Mit einem Überraschungscoup im Morgengrauen hat ein massives Polizeiaufgebot den Castor-Atommülltransport sicher in das Zwischenlager Gorleben gebracht. Um 08.10 Uhr passierte der letzte der sechs Tieflader am Donnerstag das Tor der Anlage. Damit absolvierte der Konvoi die letzte und vermeintlich heikelste Etappe von Dannenberg in nur knapp 90 Minuten, deutlich schneller als erwartet. Beim letzten Castor-Transport vor vier Jahren waren die 20 Kilometer erst nach mehr als 3 Stunden zurückgelegt. «Es war eine schnelle Entscheidung der Einsatzleitung», sagte ein Polizeisprecher.
Seit seinem Start Montagfrüh in Frankreich war der Zug mit 85 Tonnen hochradioaktivem Müll insgesamt fast 74 Stunden unterwegs. Allein im Wendland schützten rund 15 000 Polizeibeamte die sechs Castor-Behälter. Streckenweise liefen die Beamten in dichten Ketten neben dem Transport her. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg schätzte, dass annähernd 15 000 Menschen demonstrierten.
Die letzte Fahrt am Donnerstag verlief weitgehend störungsfrei. Lediglich in Laase kurz vor Gorleben versuchten nach Angaben der Polizei rund 300 Demonstranten unter anderem mit Treckern, den Konvoi aufzuhalten. Die Beamten drängten die Atomkraftgegner von der Straße.
Trotz der unerwartet schnellen letzten Etappe ist der Castor einen Tag später als geplant im Zwischenlager angekommen. Immer wieder hatten Atomkraftgegner Gleise besetzt, Straßen versperrt und sich festgekettet. Am Mittwoch blockierten festbetonierte Atomkraftgegner über 14 Stunden lang die Bahnstrecke von Lüneburg nach Dannenberg und zwangen den Transport zu einem insgesamt mehr als 17-stündigen Stopp.
Seit dem Start des Castor-Zuges in Frankreich nahm die Polizei bis zum Donnerstag im Wendland nach eigenen Angaben insgesamt fast 700 Demonstranten in Gewahrsam. Die Zahl der Verhaftungen erhöhte sich um 7 auf annähernd 120. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten wurden rund 25 Polizeibeamte verletzt, zwei davon schwer. Die Zahl der verletzten Demonstranten wird auf mindestens 60 geschätzt.
Am Mittwochabend war es in Dannenberg noch einmal zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Beamte kesselten rund 1000 Castor-Gegner auf einer Wiese ein und drängten sie mit Wasserwerfern zusammen. Dabei wurde ein Polizist durch Säure im Gesicht verletzt.