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  7. Bundeskanzlerin Merkel: Angela Merkel zu Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt - tief erschüttert

Bundeskanzlerin Merkel Angela Merkel zu Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt - tief erschüttert

Von Daniela Vates 20.12.2016, 12:15
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Erklärung zum Anschlag von Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Erklärung zum Anschlag von Berlin. X02197

Berlin - Ganz in Schwarz tritt Angela Merkel am Vormittag im Kanzleramt vor die Kameras. „Das ist ein sehr schwerer Tag“, sagt sie. Für die Regierungschefin ist er das in mehrerer Hinsicht. Am Montagabend ist ein Lastwagen vor der Berliner Gedächtniskirche in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Nach bisherigem Stand gab es zwölf Tote und gut 40 Verletzte. Der Täter, so scheint es am Morgen danach, könnte als Flüchtling registriert gewesen sein.

Merkel hat eine Reise in ihren Wahlkreis abgesagt. Sie beginnt mit der Trauer. „Entsetzt, erschüttert und tief traurig“ sei sie über die Tat, sagt sie. Sie spricht Opfern und deren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir alle – ein ganzes Land – mit ihnen in dieser Trauer vereint sind.“

Ein Wir-Gefühl, ein Schulterschluss, das war auch die Reaktion auf viele andere Anschläge der letzten Monate und Jahre. Statt „Wir sind Charlie“ nun also eine Art „Wir sind Berlin.“ Merkel würdigt Rettungskräfte und Ermittler der Sicherheitsbehörden.

Angela Merkel spricht von „terroristischem Anschlag“

Viele Umschreibungen findet Merkel zunächst für das Geschehen vom Montagabend. Merkel spricht von einer „grausamen, letztlich unbegreiflichen Tat“, von einem „schrecklichen Schlag“.

Dann ringt sie sich zu einer Bewertung durch. Zwar seien viele der Hintergründe noch ungewiss. Aber: „Wir müssen nach jetzigem Stand von einem terroristischen Anschlag ausgehen.“

Kurz vor Weihnachten ist das eingetreten, was in der Regierung schon lange befürchtet wurde, nach den Anschlägen in Frankreich und Belgien, nach den verhinderten Anschlägen in Deutschland, nach den Attentaten dieses Jahres. Immer wieder haben Gegner von Merkels Flüchtlingspolitik ihr vorgeworfen, sie hole Unsicherheit und Probleme ins Land. Die AfD hat diesen Vorwurf schon wieder aufleben lassen, bevor Details über den Täter bekannt waren.

Merkel geht auf Flüchtlingsfrage ein

Merkel geht indirekt darauf ein: „Besonders schwer wäre es zu ertragen, wenn sich bestätigen würde, dass ein Mensch diese Tat begangen hat, der in Deutschland um Schutz und Asyl gebeten hat“. Sie spricht im Konjunktiv, aber sie benutzt scharfe Worte. Die Tat eines als Flüchtling Registrierten wäre „besonders widerwärtig“ gegenüber den Deutschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagierten. Und auch gegenüber „den vielen, die unseren Schutz tatsächlich brauchen“.

Die Tat werde aufgeklärt und bestraft werden, „ so hart es unsere Gesetze verlangen“, verspricht Merkel und sagt damit: Der Rechtsstaat, nach dem ihre Gegner jetzt rufen, funktioniert.

Sicherheitskabinett tritt zusammen

Fünf Minuten spricht die Kanzlerin, sie liest ihre Worte ab von Blättern in einer schwarzen Mappe. Kein Zufall, keine Unachtsamkeit soll es geben in dieser Situation.

Nach dem Statement tritt das Bundessicherheitskabinett zusammen: Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Innenminister Thomas de Maizière, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Kanzleramtsminister Altmeier beraten mit Merkel und den Chefs der Sicherheitsbehörden. Merkel sagt, es gehe auch darum, welche Konsequenzen man aus dem ziehe, was ein mutmaßlicher Anschlag ist und „ein sehr schwerer Tag“.

Weihnachtsmärkte wird es weiter geben

Eine Konsequenz verkündet Merkel direkt. Viele Menschen fragten sich, wie sie damit leben sollten, dass sie in  unbeschwerten Stunden und „an Orten, an denen wir das Leben feiern“, einem Mörder begegnen könnten. „Eine einfache Antwort habe auch ich nicht“, sagt sie. Klar sei aber: „Wir wollen nicht damit leben, dass die Angst vor dem Bösen uns lähmt.“ Auf Weihnachtsmärkte, auf die schönen Stunden mit Freunden und Familie draußen wolle man nicht verzichten. Und sie beendet ihr Statement ernst und bestimmt: Auch wenn es schwer falle in diesen Stunden, sei sie sicher: „Wir werden die Kraft finden für das Leben, wie wir es in Deutschland leben wollen: frei, miteinander und offen.“