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Innenminister für mehr Sicherheit Weihnachtsmärkte als potenzielle Anschlagsziele von Terroristen - Innenminister für mehr Sicherheit

20.12.2016, 10:38
Die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten ist in den Fokus gerückt.
Die Sicherheit auf Weihnachtsmärkten ist in den Fokus gerückt. dpa-Zentralbild

Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt haben sich die Innenminister von Bund und Ländern gegen eine Absage ähnlicher Veranstaltungen in Deutschland ausgesprochen. Dies teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag nach einer Telefonkonferenz der Ressortchefs mit. 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärt: „Egal was wir im weiteren Verlauf noch über die genauen Hintergründe und Motive der Täter erfahren, wir dürfen  und wir werden uns unser freiheitliches Leben nicht nehmen lassen.“

Die nordrhein-westfälischen Behörden beispielsweise überdenken jedoch ihre Sicherheitskonzepte. „Wir müssen jetzt noch mehr Wachsamkeit und Präsenz zeigen“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstagmorgen in einem Interview mit WDR5. Die Polizei werde in Doppelstreifen und schwerer bewaffnet kontrollieren, außerdem werde es neben den offenen auch verdeckte „Maßnahmen“ geben, sagte Jäger. 

Der saarländische Innenminister und Vorsitzende der Innenministerkonferenz  Klaus Bouillon kündigte weiter verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an: „Wir werden, wo wir es für erforderlich halten, auch mit schwerem Gerät antreten. Das heißt Langwaffen, Kurzwaffen, Maschinenpistolen.“ 

In Berlin nicht der erste Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmärkte gelten schon seit geraumer Zeit als potenzielles Ziel von Anschlägen. Ein Überblick über Vorfälle in Deutschland und Frankreich:

Erst am Freitag bestätigte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, dass sich ein Zwölfjähriger in Ludwigshafen so weit religiös radikalisiert haben soll, dass er Anschläge verüben wollte, darunter einen am 26. November auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt. Medienberichten zufolge wurde er womöglich durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gesteuert. Wegen seines Alters ist der Junge strafunmündig, er befindet sich in der Obhut des Jugendamts.

Einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Elysées hatte womöglich eine im November festgenommene Gruppe mutmaßlicher Islamisten geplant. Die Verdächtigen sollen sich über rund ein Dutzend mögliche Anschlagsziele in der französischen Hauptstadt informiert haben, darunter den Weihnachtsmarkt, den Freizeitpark Disney Land, eine Metrostation, Bars oder das Hauptquartier der Pariser Kriminalpolizei. Den Behörden zufolge wollten die Männer, die dem IS die Treue geschworen hatten, am 1. Dezember zuschlagen.

Im Dezember 2014 steuerte im westfranzösischen Nantes ein Betrunkener einen Lieferwagen in einen Weihnachtsmarkt-Glühweinstand, tötete einen 25-jährigen Passanten und verletzte neun weitere Menschen. Anschließend verletzte er sich mit einem Messer selbst schwer. Einen Terrorakt schlossen die Behörden aus. Der Mann wurde zunächst in einer Psychiatrie untergebracht. Später nahm er sich im Gefängnis das Leben.

K.O.-Tropfen im Glühwein

Im Dezember 2011 bot ein Unbekannter Menschen auf Berliner Weihnachtsmärkten Glühwein aus Pappbechern an, den er zuvor mit einer giftigen Beimischung versetzt hatte. Die Polizei sprach von einer Substanz aus der Gruppe der K.O.-Tropfen. Mehrere der insgesamt zehn Opfer mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei suchte schließlich mit einem Phantombild nach dem Täter, die mysteriösen Giftanschläge konnten jedoch nicht aufgeklärt werden.

Einen Anschlag auf den berühmten Straßburger Weihnachtsmarkt planten Islamisten bereits vor mehr als 15 Jahren. Im Dezember 2000 sollte ein zum Sprengsatz umgebauter Schnellkochtopf explodieren und ein Blutbad anrichten. Der von Baden-Baden aus vorbereitete Anschlag der so genannten Frankfurter Zelle wurde nur knapp vereitelt. Vier Männer wurden im März 2003 in Frankfurt am Main wegen Verabredung zum Mord und zu einer Sprengstoffexplosion zu Haftstrafen von zehn bis zwölf Jahren verurteilt. Ein Pariser Strafgericht verhängte später Haftstrafen gegen zehn Mittäter. (dpa, afp, red)