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Angeklagter im Höxter-Prozess: Ex-Frau war treibende Kraft

14.03.2017, 17:53
Das Wohnhaus des beschuldigten Ehepaares in Höxter-Bosseborn. Hier wurden mehrere Fauen grausam gequält. Foto: Jonas Güttler
Das Wohnhaus des beschuldigten Ehepaares in Höxter-Bosseborn. Hier wurden mehrere Fauen grausam gequält. Foto: Jonas Güttler dpa

Paderborn - Er bezeichnet seine Ex-Frau als Sadistin, sie habe stets den Ton angegeben: Im Prozess um die tödlichen Misshandlungen im „Horrorhaus” von Höxter hat der Angeklagte Wilfried W. seine mitangeklagte ehemalige Frau als treibende Kraft dargestellt.

Er sagte vor dem Landgericht Paderborn zum ersten Mal aus. In einer Erklärung bezeichnete Wilfried W. die Darstellungen seiner Ex-Frau Angelika W. als „hochsubjektiv eingefärbte Schilderungen” und Lügengeschichten. Er habe jetzt die große Sorge, dass zu viele der Schilderungen der Mitangeklagten im Prozessverlauf beim Gericht hängen bleiben würden, hieß es in der Erklärung, die der 47 Jahre alte Angeklagte von seinem Verteidiger verlesen ließ.

Angelika W. hatte in dem Prozess bereits umfassend ausgesagt und sich sowie ihren Ex-Mann Wilfried W. belastet. Dabei schilderte sie brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien der Frauen sowie auch eigene leidvolle Erfahrungen mit dem Mitangeklagten. Die treibende Kraft ist nach ihrer Schilderung ihr Ex-Mann gewesen.

In der Befragung zu seinem Lebenslauf schilderte Wilfried W. körperliche Misshandlungen durch den eigenen Vater. Auch die Mutter und seine Schwester hätten immer wieder Prügel einstecken müssen, wenn der Vater alkoholisiert war. Nach der Trennung der Eltern habe sich die Situation für die Kinder nur kurzfristig entspannt.

Ein späterer Begleiter seiner Mutter zeigte sich demnach anfangs als väterlicher Freund. Später soll dieser ihn und seine Schwester in der Pubertät sexuell missbraucht haben. Der Angeklagte schilderte Vergewaltigungen, die erfolgt seien, während die Mutter an Sonntagen in einem Bochumer Krankenhaus als Krankenschwester arbeitete.

Das Landgericht musste am Dienstag die Verhandlung kurz unterbrechen, weil der 47-Jährige nach Beschreibungen von Vergewaltigungen durch seinen Stiefvater nicht weiterreden konnte. Nach weiteren Einlassungen erklärte er sich bereit, sofort mit einem Gutachter ausführlich über diese Phase seines Lebens zu sprechen. Das Gericht brach daraufhin den 13. Verhandlungstag nach zwei Stunden ab.

Im Gegensatz zur mitangeklagten Angelika W. hatte sich ihr Ex-Mann bislang geweigert, sich von einem Gutachter untersuchen zu lassen. Sein Anwalt Detlev Binder ließ offen, ob sich die Gesprächsbereitschaft zu einem späteren Zeitpunkt auch auf die Tatvorwürfe beziehen werden. „Wir müssen jetzt schauen, ob sich nach diesem ersten Gespräch Vertrauen entwickelt”, sagte Binder.

Wilfried W. und Angelika W. sind wegen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Über Jahre hinweg sollen sie mehrere Frauen in das „Horrorhaus” nach Ostwestfalen gelockt und dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. (dpa)