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Hetze mit Kalkül Andreas Scheuer liegt mit Ministranten-Äußerung voll auf Partelinie

Von Daniela Vates 21.09.2016, 09:58
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer dpa

München - Hat irgendjemand wirklich geglaubt, dass CSU-Chef Horst Seehofer Entsetzen zeigt? Dass er seinen Generalsekretär Andreas Scheuer öffentlich zur Ordnung ruft oder sogar entlässt? Weil der sich abfällig über Flüchtlinge geäußert hat? Weil er suggeriert, dass man lieber ausgrenzen als integrieren soll? Dass, wer fremd ist, das auch lieber bleiben soll und mindestens in der Flüchtlingsunterkunft bleiben soll, wenn nicht gleich da, wo der Pfeffer wächst?

„Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst du nie wieder abschieben“, hatte Scheuer am Wochenende in einer Diskussionsveranstaltung in Regensburg gesagt.

Andreas Scheuer ist voll auf Linie

Natürlich hat Seehofer Scheuer nicht gerügt und schon gar nicht hat er ihm den Stuhl vor die Tür der CSU-Zentrale gesetzt. „Ich sehe keine Veranlassung, den Andi Scheuer zu entlassen“, hat Seehofer gesagt.

Natürlich nicht. Denn Scheuer ist voll auf Linie, sein Satz entspricht dem, was Seehofer und seine Getreuen seit Monaten und auch schon davor intonieren. Sie nutzen die Ausländerfeindlichkeit als Möglichkeit des Stimmenfangs: Vor der Flüchtlingswelle ging das los mit dem Satz „Wer betrügt, der fliegt“, der Zuwanderern aus Osteuropa grundsätzlich kriminelle Absichten unterstellte.

Rassismus zwischen den Zeilen

Es setzte sich fort mit der „Pkw-Maut für Ausländer“, mit der die CSU in den  Bundestagswahlkampf 2013 zog. In der Flüchtlingspolitik schrie Seehofer von Anfang an: „Das schaffen wir nicht“ – ohne es auch nur versucht zu haben. Bayern schaffte es sehr gut, die CSU-Spitze blieb im Katastrophenmodus, aus Angst den rechten Wählerrand an die AfD zu verlieren. Der Rassismus, oft auch zwischen den Zeilen, wurde begründet mit dem angeblichen Wählerwillen und der bayerischen Handfestigkeit. Als rechtfertige eines von beiden Hetze und Diskriminierung.

Kirchen von Neuem aufgeschreckt

Immer wieder haben die Kirchen die Partei mit dem „christlich“ im Namen deswegen kritisiert. Es war dumm von Scheuer, seinen gut integrierten und deswegen – verdammt nochmal – schlecht abzuschiebenden Beispiel-Flüchtling nun ausgerechnet nicht nur Fußballspielen zu lassen, sondern auch noch als Ministrant weihrauchschwenkend durch eine Kirche ziehen zu lassen. Das hat die Kirchen von Neuem aufgeschreckt und auch in der CSU einmal mehr die aufstehen lassen, die daran erinnern, dass die Partei eben nicht nur aus einem rechten Wählerrand besteht.

Wenn nun Seehofer Scheuer entlassen hätte, hätte er sich selbst auch gleich mitfeuern können. Das kann man nun wirklich nicht erwarten.