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Abgesagtes Länderspiel von Hannover Abgesagtes Länderspiel von Hannover: "Eine bittere aber richtige Entscheidung"

18.11.2015, 08:52
Innenminister Thomas de Maizière auf der Pressekonferenz nach dem abgesagten Länderspiel.
Innenminister Thomas de Maizière auf der Pressekonferenz nach dem abgesagten Länderspiel. afp Lizenz

Das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Niederlande in Hannover ist wegen einer akuten Anschlagsgefahr kurz vor Beginn abgesagt worden. Die Besucher wurden am Dienstagabend über Lautsprecher gebeten, das Stadion zu verlassen und den Platz vor der Arena zu räumen. Nach Angaben der Polizei in Hannover ging ein ernstzunehmender Hinweis auf einen Sprengstoffanschlag ein.

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Abend in der niedersächsischen Landeshauptstadt, Sprengstoff sei bislang nicht entdeckt worden. Es seien auch keine Verdächtigen festgenommen worden.

Ein verdächtiges Paket in einem Zug, das für eine Sperrung des Hauptbahnhofs in Hannover gesorgt hatte, stellte sich als Attrappe heraus.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere sagte, er selbst habe nach Beratungen mit den Sicherheitsbehörden des Bundes die Absage empfohlen. Seine Entscheidung sei auf dem gemeinsamen Flug mit Bundeskanzlerin Angela Merkel von Berlin nach Hannover gefallen. Er habe dann Pistorius und den Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Rauball, informiert. Die Empfehlung zur Spielabsage sei ihm nicht leichtgefallen, sagte de Maiziere. Die Hinweise hätten sich jedoch immer mehr verdichtet. „In einer solchen Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang.“

Als eine „bittere, aber richtige Entscheidung“ bezeichnete Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Spielabsage. „Gerade in einem solchen Moment muss unsere Botschaft trotz allem ganz klar sein: Wir werden nicht zurückweichen. Wir werden uns unsere Art zu leben nicht nehmen lassen“, sagte Maas.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie nebulös sich Innenminister de Maizière ausdrückt.

Die Fußballfans verließen geordnet und ohne Panik das Stadion. Innerhalb kürzester Zeit sei der Platz vor der Arena so gut wie leer gewesen, berichtete ein Fotograf. Die Polizeipräsenz wurde erheblich verstärkt. Aus Lautsprechern ertönte: „Das Fußballspiel heute Abend wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wir fordern alle Besucher auf, umgehend die Heimreise anzutreten.“ Rauball sprach von einem „traurigen Tag für Deutschland“ und einem „traurigen Tag für den deutschen Fußball“.

Spiel sollte Solidarität mit Frankreich zeigen

Wie Merkel und de Maiziere waren auch Vizekanzler Sigmar Gabriel und Justizminister Heiko Maas, die sich als Zuschauer angekündigt hatten, zum Zeitpunkt der Absage noch nicht im Stadion. Die Busse der deutschen und holländischen Mannschaft befanden sich laut Rauball noch etwa fünf Kilometer vom Stadion entfernt und seien dann an einen sicheren Platz gefahren worden. Später machten sich die Spieler auf den Weg nach Hause.

Erst am Sonntag war entschieden worden, dass ungeachtet der Furcht vor Anschlägen in Europa das Spiel stattfinden sollte - vor allem als Zeichen der Solidarität mit Frankreich. Beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich am Freitagabend war Paris von einer beispiellosen Anschlagsserie erschüttert worden, bei der mindestens 129 Menschen getötet wurden. Sprengsätze detonierten auch unmittelbar vor dem Stade de France.

De Maiziere sagte, er wolle keine Angaben zur Quelle oder zum Ausmaß der Gefährdung machen. Antworten darauf, könnten Rückschlüsse auf künftiges Verhalten zulassen und Hinweisgeber möglicherweise dazu bringen, keine Hinweise mehr zu geben. Pistorius sagte, anhand der beim Bund eingegangenen Hinweise sei die Austragung des Spiels nicht zu verantworten gewesen. „Es gab keinen Platz für Fehlinterpretationen“, sagte der SPD-Politiker. Nach „Spiegel Online“-Informationen wurde am Stadion ein „Gefährder“ gesichtet. Der Hinweis auf einen Terroranschlag sei von einem ausländischen Geheimdienst gekommen. (rtr, dpa)