1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. 50. Geburtstag: 50. Geburtstag: Eine Krone für «Zar Putin»

50. Geburtstag 50. Geburtstag: Eine Krone für «Zar Putin»

Von Florian Hassel 07.10.2002, 15:47
Wladimir Putin
Wladimir Putin epa/REUTERS

Moskau/MZ. - Am meisten dürfte der Postbote des Kreml geflucht haben. Schon vergangene Woche waren die ersten 4000 Postkarten aus Irkutsk eingetroffen. Schulkinder aus dem Ural gratulierten Wladimir Putin zum 50. Geburtstag.

Und am Montag, am Jubiläumstag, ging die Schlepperei erst richtig los: Mindestens 6000 Postkarten aus Weliki Nowgorod. Weitere zehntausend aus Irkutsk. 20000 aus dem Kusbass-Kohlerevier. 30000 aus Rostow am Don. "Wladimir Wladimirowitsch! Ich wünschte, Sie wären immer Präsident! Kommen Sie uns in unserem Mehlkombinat besuchen, wir erwarten Sie", schrieb eine Elfjährige. Damit die Schulkinder in ausreichender Zahl zum Füller griffen, stellte die Kreml-Einheitspartei vorgedruckte und an Putin adresierte Glückwunschpostkarten im Tausender-Pack zur Verfügung. Die populäre Wochenzeitung Argumenty i Fakty lästerte , nicht der Haushalt 2002, der Tschetschenienkrieg oder die Torffeuer um Moskau seien das wichtigste Problem des Landes, sondern "was man Wladimir Putin zum 50. Geburtstag schenkt".

Geburtstage haben in Russland noch größere Bedeutung als im Westen - auch, weil selbst Mächtige an diesem Tag versuchen, sich das weitere Wohlwollen des Herrschers zu sichern.

Der Kreml-Pressedienst ließ über das Boulevardblatt Komsomolskaja Prawda vorsorglich verbreiten, Putin lege keinen Wert auf teure Geschenke. Einen von einer ungenannten deutschen Firma geschenkten BMW habe er einem Priester der Russisch-Orthodoxen Kirche weitergereicht, eine Schweizer Uhr an einen U-Boot-Kommandanten aushändigen lassen. Gemälde und Bücher übergebe Putin der Kreml-Bibliothek. Nur besonders interessante Kunstbände und historische Bücher nehme Putin mit nach Hause. Das getrocknete Krokodil dagegen, das der Präsident Moldawiens Putin gestern beim Treffen der GUS-Staaten im moldawischen Chisinau überreichte, dürfte seinen Weg ebenfalls sofort in die Asservatenkammer des Kreml finden.

Die Vereinigung russischer Juweliere wollte sich von den Nachrichten über den Asketen Putin nicht entmutigen lassen und ließ angeblich mehrere Dutzend ihrer Mitglieder an einer Kopie der "Monomacha-Schapka" arbeiten, der 500Jahre alten Krönungskrone der russischen Zaren. Für den Fall, dass Putin die als Symbol uneingeschränkter Macht geltende Mütze aus Gold, Edelsteinen und Zobelpelz nicht annehme, gab Chefjuwelier Anatoli Klimin gegenüber der Iswestija optimistisch: "Ich bin sein Nachbar und finde schon einen Weg, sie ihm zu übergeben."