Neuer Luftfahrtriese: Delta und Northwest fusionieren
Atlanta/dpa. - Die beiden US-Fluggesellschaften Delta und Northwest schließen sich nach mehreren vergeblichen Anläufen zum weltgrößten Anbieter nach Passagierzahlen zusammen.
Die Fusion soll über einen Aktientausch im Wert von mehr als drei Milliarden Dollar (zwei Mrd Euro) erfolgen und pro Jahr Kosten von mindestens einer Milliarde Dollar einsparen. Die Branche erwartet weitere Fusionen, möglicherweise auch unter europäischer Beteiligung.
Die Wettbewerbshüter und die Aktionäre beider Seiten müssen der neuen Gesellschaft mit dem Namen Delta noch grünes Licht geben. Die Überschneidungen der Netze sind relativ gering. Die Einmalkosten der der Fusion liegen bei einer Milliarde Dollar, teilten die Unternehmen in Atlanta (Georgia) mit. Die kombinierte Flotte soll 800 Flugzeuge zählen mit 390 Zielen in 67 Ländern. Mit den beiden Airlines flogen 2006 laut dem internationalen Verband für Luft-Transport (IATA) mehr als 129 Millionen Menschen. Die neue Delta wird 75 000 Beschäftigte haben.
Die Aktionäre von Northwest sollen je Anteilsschein 1,25 Delta- Papiere bekommen - ein Plus von 17 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag. An der Spitze des Luftfahrtriesen soll der seit Herbst 2007 amtierende Delta-Chef Richard Anderson (52) stehen. Er war von 2001 bis 2004 bereits Chef von Northwest. «Delta und Northwest passen perfekt zusammen», sagte Anderson am Dienstag. In der Vergangenheit waren mehrere Fusions-Versuche abgebrochen worden.
Beide Anbieter sind über das Skyteam-Bündnis auch Partner der europäischen Air France-KLM. Skyteam konkurriert mit der Star Alliance der Deutschen Lufthansa. Mit Air France-KLM biete Delta via Amsterdam und Paris mehr als ein Viertel der Sitzplätze zwischen den USA und Europa an. «Wir haben das stärkste internationale Netz», sagte Anderson. Analysten sehen die Lufthansa aber nicht direkt unter Zugzwang. «Die Lufthansa hat ihre Verbindungen und Kooperationen, die bleiben unverändert», sagte Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die US-Gesellschaften stehen wegen Rekord-Treibstoffpreisen und Überkapazitäten unter massivem Druck. Zusätzlich zu schaffen macht ihnen die Konjunkturkrise. Die nächsten Fusionskandidaten verhandeln schon miteinander: der Lufthansa-Partner United Airlines, bislang Nummer zwei in Amerika, und die viertgrößte Continental. Sie hätten gemeinsam noch mehr Passagiere als die fusionierten Delta, bisher auf Rang drei, und Northwest auf Platz fünf. Der nach Umsatz weltgrößte Anbieter ist Air France-KLM. Die Europäer wollten sich ursprünglich an der neuen Delta-Northwest beteiligen.
Ein Streit der Piloten beider Seiten droht die Umsetzung der Fusion zu erschweren. Sie konnten sich nicht auf ein gemeinsames Vergütungssystem einigen. Die 7000 Delta-Piloten bekamen bereits finanzielle Zusicherungen. Ihre 5000 Northwest-Kollegen kündigten Widerstand an. Die Mitarbeiter sollen an der neuen Delta beteiligt werden.
Die zwei Unternehmen erwarten einen kombinierten Jahresumsatz von rund 35 Milliarden Dollar. In Insolvenzverfahren warfen sie bis 2007 Milliardenlasten ab. Im vergangenen Jahr flogen sie zwar insgesamt jeweils Gewinne ein, drehten aber im Schlussquartal wieder in die roten Zahlen. An der Börse kam die Fusion nicht gut an: Delta-Aktien fielen nach ersten Gewinnen im frühen Handel um mehr als sieben Prozent auf 9,65 Dollar. Northwest sackte um drei Prozent auf 10,90 Dollar ab.
Außerhalb der USA ist Delta Air Lines vor allem auf den Europa- Strecken und nach Lateinamerika stark, Northwest Airlines über dem Pazifik und besonders nach Japan. Heimatflughafen der neuen Gesellschaft ist der bisherige Firmensitz von Delta in Atlanta.