1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Metallindustrie: Metallindustrie: Streik hat großflächig begonnen

Metallindustrie Metallindustrie: Streik hat großflächig begonnen

06.05.2002, 05:58
Porsche Arbeiter Ismael Aladag steht vor dem
Porsche Arbeiter Ismael Aladag steht vor dem dpa

Stuttgart/dpa. - Der erste Streik in der Metall- undElektroindustrie seit sieben Jahren hat am Montag die großenAutokonzerne in Baden-Württemberg lahm gelegt. Rund 50 000 Metallerin 20 Betrieben waren von der IG Metall aufgerufen, nicht zur Arbeitzu erscheinen. Bei Mercedes-Benz, Porsche und Audi standen die Bänderstill. Größere Zwischenfälle wurden nicht bekannt, der Start desStreiks verlief nach Gewerkschaftsangaben «erfolgreich». SignaleeinerAnnäherung zwischen IG Metall und Arbeitgebern blieben zunächst aus.Am diesem Dienstag will die Gewerkschaft ihre Streiks fortsetzen.Rund 20 000 Beschäftigte in 22 Betrieben sind landesweit dazuaufgerufen.

   IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sagte auf einer Kundgebung vor demHaupttor des Sportwagenherstellers Porsche in Stuttgart, dieGewerkschaft werde den Kampf entschlossen führen, bis ein akzeptablesErgebnis erreicht sei. Der baden-württembergische BezirksleiterBerthold Huber bekräftigte die Verhandlungsbereitschaft der IGMetall, wenn die Arbeitgeber ein neues Angebot machten.Südwestmetall-Chef Otmar Zwiebelhofer sagte der dpa: «Es gibt keinneues Angebot. Wir werden unsere Linie nicht verlassen können.» Esseien aber wieder Gespräche möglich, wenn sich der «Pulverdampf» derStreiks verziehe. Er rechne mit einer neuen Runde vor Pfingsten.

Zwiebelhofer brachte den FDP-Politiker und früherenBundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff als Schlichter insGespräch. «Lambsdorff wäre dazu von der Sache her ein interessanterMann». Die IG Metall lehnte den Vorschlag ab. «Wer einen langenStreik will, muss Lambsdorff als Schlichter vorschlagen», entgegneteZwickel. Er kündigte an, dass der Streik mit Sicherheit auf dieBundesländer Berlin und Brandenburg ausgeweitet werde. IG Metall-VizeJürgen Peters wies in Sindelfingen Vorwürfe zurück, die Gewerkschafthabe von Anfang an auf einen Arbeitskampf zugesteuert. «Wir wolltennicht streiken, wir waren dazu gezwungen», sagte Peters.

Den Auftakt zu dem Arbeitskampf hatten am Sonntagabend knapp 2000Beschäftigte der Nachtschicht im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingengemacht. Am Montag kamen unter anderem das DaimlerChrysler-Werk inRastatt und Teile des Stammwerks in Stuttgart-Untertürkheim, Audi inNeckarsulm, Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen, Iveco Magirus in Ulmund der Mannheimer Landmaschinen-Hersteller John Deere hinzu. InNordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beteiligtensich Metaller an Solidaritäts-Warnstreiks.

Bei DaimlerChrysler wurden bis zum Dienstagmorgen insgesamt 2500Autos nicht produziert, bei Audi in Neckarsulm etwa 1000, bei Porschewaren es 145. In einer Stellungnahme appellierte derSportwagenhersteller an die Tarifparteien, unverzüglich an denVerhandlungstisch zurückzukehren und den Flächentarifvertrag zureformieren. Künftig sollte darin die unterschiedlicheLeistungsfähigkeit von Großunternehmen und kleineren Betriebenberücksichtigt werden, hieß es.

Mit der Taktik, die einzelnen Firmen nur tage- oder schichtweiselahm zu legen, sollen nach Angaben der Gewerkschaft Fernwirkungen aufLieferanten und Kunden möglichst gering gehalten werden. Im Laufe derWoche kommen etwa 50 weitere Betriebe an die Reihe. Ziel des Streiksist eine Lohn- und Gehaltserhöhung um 6,5 Prozent. In denVerhandlungen hatte die IG Metall allerdings Entgegenkommen für einenAbschluss um die vier Prozent signalisiert. Die Arbeitgeber botenzuletzt 3,3 Prozent für 13 Monate.