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Metalle Metalle: Reichtum in 170 Metern Tiefe

Von steffen Höhne 20.04.2012, 17:21

Halle (Saale)/delitzsch/MZ. - Unter dem Begriff Seltene Erden werden 17 verschiedene Metalle zusammengefasst. Sie werden zum Beispiel für starke Magneten in Generatoren und Motoren, für Laser und Katalysatoren gebraucht. Etwa 95 Prozent der weltweiten Produktion kommt aus China. Durch derzeitige chinesische Exportbeschränkungen werden die Seltenen Erden knapp - und die Preise schießen in die Höhe.Die Seltenerden Storkwitz AG, eine Tochter der börsennotierten Deutschen Rohstoff AG aus Heidelberg (Baden-Württemberg), hat bereits 2,2 Millionen Euro von Anlegern eingesammelt, um die sächsischen Vorkommen zu erkunden. Bereits zu DDR-Zeiten wurde die Lagerstätte entdeckt - wenn auch eher zufällig. Die SDAG Wismut war auf der Suche nach Uran und stieß auf die Seltenen Erden. Das Vorkommen wurde auf 38 000 Tonnen geschätzt, die Urangesellschaft Wismut hielt damals aber bis zu 136 000 Tonnen für möglich. Nun wird in Storkwitz neu untersucht. Giessel und sein Team wollen analysieren, ob sich ein Abbau lohnt.

Nach Ansicht von Jens Gutzmer,

Professor für Lagerstättenlehre und Petrologie an der TU Bergakademie Freiberg, reichen die bisher bekannten Vorkommen nicht für einen Bergbau aus. "Es ist dennoch richtig, dass neu erkundet wird", sagt der Wissenschaftler. Deutschland sei ein rohstoffreiches Land. Viele Lagerstätten seien noch nicht oder kaum erkundet.

Nach Angaben der Seltenerden Storkwitz AG befinden sich die edlen Metalle in einer Tiefe von 170 bis 700 Meter Tiefe. Ein Abbau wäre daher nur im Untertagebau möglich. "Dies ist natürlich teurer als in etwa in China, wo Seltene Erden im Tagebau gefördert werden", erklärt Gutzmer. Der Vorteil: Bei einem möglichen Abbau wäre der Eingriff in die Landschaft überschaubar. Ob in Sachsen jemals gefördert wird, hängt auch von dem Gehalt der Elemente im Gestein ab. Im Falle des in Storkwitz gefundenen Minerals Bastnäsit könnte laut eines "Spiegel"-Berichtes die Konzentration insgesamt bei 0,48 Prozent liegen - auf die einzelnen Elemente entfallen dann jeweils Bruchteile davon. Zum Vergleich: Am australischen Mount Weid, wo die Produktion bald starten soll, liegt der Selten-Erden-Gehalt im Gestein bei rund zehn Prozent.

Die Verantwortlichen der Muttergesellschaft Deutschen Rohstoff AG sind dennoch zuversichtlich: "Wenn man der Meinung wäre, es lohne sich überhaupt nicht, würde man es nicht machen", sagte Vorstand Thomas Gutschlag zuletzt der Leipziger Volkszeitung.

Finanziert werden soll das Projekt über die Börse. Wenn die Pläne aufgehen, wird die Seltenerden Storkwitz AG auf das Frankfurter Parkett gehen. Mit Einschätzungen zum Wert des Vorkommens hält sich die Deutsche Rohstoff AG allerdings noch zurück. Nur so viel: "Es liege wohl im Milliardenbereich", so ein Sprecher.

Doch nicht nur in Deutschland wird eifrig gesucht, um die Vormachtstellung Chinas zu brechen. "Es gibt derzeit auch eine große Erkundung in Schweden", sagt Rohstoffexperte Gutzmer, der zugleich Direktor des neugegründeten Helmholtz-Instituts für Ressourcentechnologie in Freiberg ist. Die sächsischen Wissenschaftler sind dabei Kooperationspartner.

Der Name Seltene Erden stammt nach Worten von Gutzmer daher, dass die Metalle schwer aufspürbar seien. Weltweit gebe es aber reichliche Vorkommen. Auch in Russland und Australien liefen große Aussuchungen. Von der Erkundung bis zur Produktion vergingen etwa sieben bis 15 Jahre.

Das heißt, selbst wenn die Rohstoffsucher in Sachsen fündig werden, dürfte ein Abbau frühestens 2020 beginnen.