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Medienstudenten Medienstudenten: Gegen das Vergessen

Von Jessica Quick 10.11.2010, 13:08

Halle (Saale)/MZ. - Seit Sommer 2009 erinnert in der Ossietzky-Straße einer von insgesamt 150 Stolpersteinen, die bisher in Halle gelegt wurden, an Wera Tubandts Leben.

An ihr Leben erinnert seit zwei Tagen nun auch der Kurzfilm „Gemeinsam gegen die Verfolgung“, der zum gestrigen Gedenktag der Reichspogromnacht im Kino des Mitteldeutschen Medienzentrums Premiere hatte. „Stolpersteine – Filme gegen das Vergessen“ heißt das Projekt des Masterstudiengangs „MultiMedia & Autorschaft“ an der HALESMA A.N.D., in dem bereits zum zweiten Mal acht Kurzfilme entstanden sind, in denen sich die jungen Filmemacher dem Schicksal von Hallensern, die zu Zeiten des Nationalsozialismus aus politischen Gründen ermordet wurden, widmen.

An die 70 geladene Gäste waren gekommen und ließen sich von den tragischen Lebensgeschichten der Familie Tubandt, Rosalie und Leonie, Alfred Katz oder Juli-us Schwab tief berühren. „Eine tolle Veranstaltung“, bestätigt auch Volkhard Winkelmann, Herausgeber des Gedenkbuchs „Juden in Halle“. Direkt neben ihm sitzt der Berliner Lutz Wedemann. Der 70-Jährige ist mit seiner Frau und der befreundeten Mari-anne Laube (83), der Schwester der Adoptivenkelin Brigitte Tubandt, angereist. Über das Telefonbuch hatten die Studenten Marco Härtl und Simon Leimig wäh-rend der Recherchen zu ihrem Film Wedemann in Berlin ausfindig gemacht. Dank seiner Nachforschungen zu den Tubandts war das Schicksal des Akademiker-Paars erst nachvollziehbar: Nach einem Bilderbuch-Leben wurde Professor Carl Tubandt 1937 wegen seiner jüdischen Ehefrau aus der Uni Halle entlassen, starb 1942 aus Gram über diese Ungerechtigkeit, wodurch seine Frau den Nazis schutzlos ausgeliefert war. 1944 wählte Wera Tubandt den Freitod, um einer Deportati-on zu entgehen. „Der Film hat das Leben der beiden sehr gut getroffen“, sagt Wedemann. Nur über solche emotionalen Einblicke, wie in diesen studentischen Filmen, könne die Jugend Stellung beziehen, lobt Wedemann das Projekt.

Ein dritter Teil der Stolpersteinfilme soll nach Aussagen der HALESMA A.N.D. im kommenden Jahr folgen.